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The Divine Comedy

Attitüde ist alles. Man gibt sich gehoben. Mod-Haarschnitt und Anzug sind das Mindeste. Perfektionismus ist angesagt. Und immer eine kleine Prise Überheblichkeit ...

The Divine Comedy - Office Politics
The Divine Comedy Office Politics
Splendid! Ein Konzeptalbum über Briten und ihre Büros.
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In einer Zeit, in der alle Britpop geschrien haben, wenn Musik von der Insel kommt, haben auch The Divine Comedy ihre ersten größeren Schritte im Musikgeschäft getan. Um sie ein bisschen von den rotzenden und prügelnden Oasis/Blur-Rüpeln abzugrenzen hat, die englische Musikpresse sich dann noch eine kleine bis dato selten genutzte Nische für die Divine Comedy ausgesucht: Als Dandys hat man sie eingetütet.

Sie sollten also die elegante Seite des britischen Pop repräsentieren. Und zuerst scheint es, als würden The Divine Comedy da auch mitspielen ... bis sie im Jahr 2001 das steife Spielchen aufgeben und vermehrt in T-Shirts zu Interviews auftauchen, aber bis dahin...

1989 entschließt sich Neil Hannon - Mastermind, Sänger Gitarrist und Songwriter - dazu, ernsthaft Musik zu machen. Mit seiner damaligen Band zieht er nach London, sie bekommt dort sogar gleich einen Plattenvertrag. "Fanfare For The Comic Muse" ist das Album, das dabei herauskam. Aber trotzdem scheint es mit der Band nicht so zu klappen, wie es Mr. Hannon vorschwebte.

So beschließt der Mann, seine Band erst einmal als "göttlich" zu betiteln und anschließend auch noch das gesamte Line-Up auszutauschen. Erst jetzt wird Neil Hannon auch Sänger.

1993 wird das in nur zwölf Tagen aufgenommene Debütalbum der Divine Comedy - Liberation - veröffentlicht. Dieses Album hat Neil im Alleingang eingespielt.

Kurz bevor das 1994 folgende "Promenade" aufgenommen wird , lernt er den Komponisten und Musiker Joby Talbot kennen. Er fragt ihn, ob er mitmachen möchte. Talbot ist immer noch Pianist der Band. Noch im selben Jahr soll The Divine Comedy als Vorband von Tori Amos auf Tour gehen. Dazu braucht Neil nun endgültig eine vollständige Band. Auf dieser Tour trifft er zufällig zwei alte Schulfreunde: Bryan Mills, der daraufhin den Bass bei der Divine Comedy spielt und Ivor Talbot, der erst als Roadie und dann als Gitarrist der Band engagiert wird. Die Hammond Orgel wird kurzerhand mit Jobys Mitbewohner Stuart "Pinkie" Bates besetzt.

Einen Drummer gibt es auch und eigentlich sollte die Band damit vollständig sein. Doch schon jetzt droht das Projekt gerade am für die eitlen Dandys so ungewöhnlichen Fußballspiel zu scheitern: Besagter Schlagzeuger bricht sich dabei den Arm und die Arbeit der Divine Comedy ist erst einmal auf Eis gelegt. Da dieser "Personenschaden" langwierig wird, entscheidet man sich, nach einem neuen Drummer Ausschau zu halten. Man findet ihn in Miggy Barradas.

1996 wird "Casanova" veröffentlicht, was man in der Sprache der Band it "Erfolgsbeginn" übersetzen könnte. Aus diesem Album wird die erste offizielle Single, ein absolut ironisch klingender Party-Song, ausgekoppelt: "Something for the Weekend" kann Dank eines immensen Airplays auf diversen englischen Radiostationen in die Top 20 der Charts einsteigen. Alle folgenden Singles und Alben landen in den britischen Charts.

Anfang 1997 zeigen die Divine Comedy noch einmal, dass sie sich exklusiv von typisch britischem Pop abheben. In nur zwei Tagen nehmen sie "A Short Album Of Love" auf. Dazu haben sie nur mal eben ein Orchester mit 30 Streichern benötigt. Ein bisschen posh eben, immer ein Stückchen von der Normalität entfernt. Auch die England-Tour wird mit einem Orchester bestritten, in der USA gibt man ausschließlich Akustik-Gigs.

1998 kommt Rob Farrer endlich als festes Mitglied zur Band. Er hat schon früher oft die Percussions eingespielt. Im selben Jahr entschließt sich die Divine Comedy, noch Noel Cowards Song "I've Been To A Marvelous Party" für den Aids-Benefiz-Sampler "20th Century Blues - The Songs of Noel Coward" aufzunehmen und ein neues Album "Fin De Siecle" einzuspielen.

1999 erfüllt sich für Neil Hannon ein riesiger Traum: Seine Combo spielt in Dublin als Vorband für REM, eines seiner größten musikalischen Vorbilder. Außerdem erscheint das Album "A Secret History... The Best Of The Divine Comedy" wohl ein kleines Dankeschön an die alte Plattenfirma Setanta, die sie in diesem Jahr verließen, um sich für größere Aufgaben zu rüsten.

2000 geht man im Vorprogramm von Robbie Williams auf Stadiontour und im Jahr 2001 wird das Album "Regeneration" bei Parlophone veröffentlicht. Von der neuen Plattenfirma erhofft sich die Band mehr Möglichkeiten. Setanta sei einfach nicht mit ihnen mit gewachsen und könne das nun nötige Geld nicht aufbringen.

Dandytum adieu, die Stadien werden angepeilt. Hoffentlich bleibt die Musik auch nach "Regeneration" so außergewöhnlich eigen, dass den Hörern wie auf den alten Alben die Entscheidung zwischen Lachen und Weinen oft schwer fällt. Überraschend verkündet Mastermind Hannon Ende Oktober 2001 das Ende der "Göttlichen". Die laufende Europatour spielen Divine Comedy trotzdem zu Ende. Ein Solo-Album Hannons für 2002 ist zu diesem Zeitpunkt bereits in der Mache.

Nach dem Publikumserfolg "Absent Friends" zieht es Neil Hannon 2004 wieder zurück in die Heimat Dublin. Dort fällt er anfangs in ein schwarzes Loch, bevor er es sich auf seinem Dachboden bequem macht und die Titelmelodie zur englischen Sitcom "The IT Crowd" komponiert. Nebenbei unterstützt er einige Musikerinnen mit seinen Songs, u.a. Jane Birkin und spielt mit dem Gedanken ein Coveralbum aufzunehmen. Aus dieser Idee entsteht 2006 schließlich ein eigenes Album "Victory For The Comic Muse", ohne Depeche Mode-Cover, dafür mit vielen, poetischen Popraffinessen, die dramatischer nicht sein können. 28 Musiker, mit Pauken, Streichern und Trompeten, sind daran beteiligt. Für viele ein Meisterwerk.

An die breite orchestrale Unterstützung hat Neil Hannon sich gewöhnt: Pathetische Streicher und dramatische Bläser ziehen sich auch durch den heiß erwarteten Nachfolger "Bang Goes The Knighthood". Erneut im Stile einer Pop-Oper gehalten, tirilliert Hannon durch zwölf opulente Songs, denen trotz aller Theatralik eine gewisse Leichtigkeit innewohnt. Im Schmusetanz mit dem Indiepop und ein paar zärtlichen Seitenblicken zum französischen Chanson walzen The Divine Comedy beschwingt übers gewienerte Parkett. Thematisch widmet Hannon sich dem aktuellen Zeitgeschehen: Finanzkrise oder das Aufkommen von Social Networks wie Twitter und Facebook beschäftigen ihn. Emotionalität, großen Gesten und poetischen Texten versperrt er sich auch auf seinem zehnten Werk nicht. Damit kommt er einmal mehr dem perfekten Popalbum ganz nah.

Auch auf dem 2016er-Album "Foreverland" stellt Hannon sein außergewöhnliches Händchen für altmodisches Songwriting und epochale Arrangements unter Beweis. Die Briten sind einfach nicht totzukriegen.

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  • The Liberator

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    http://www.thedivinecomedy.com
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