laut.de-Kritik

Die Wahrheit: Brendan Benson ist der neue John Lennon.

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Was war das für ein Gefühl, als an meinen Rezeptoren die Information ankam, dass der von mir heiß und innig geliebte Brendan Benson eine Kollaboration mit dem von mir nur unmerklich minder geschätzten Jack White ankündigte. Auf diese Veröffentlichung habe ich seither gewartet. Nichts mehr gegessen, nicht mehr getrunken. Fast. Vergleichbar vielleicht mit der Spannung meiner Redaktionskollegen, die der neuen Chili Peppers entgegen hechelten.

Aber was passiert, wenn endlich mal einer die Wahrheit sagt? Ich mach's: Brendan Benson ist der neue John Lennon. Brendan Benson ist Gott. Und Jack White ist im Vergleich dazu nur ein kleines, schwach flackerndes Licht im weiten Universum der Populärmusik. Warum dann alle Beiträge zu den Raconteurs mit Jack W. anfangen? Weil das feige Journalisten-Pack Angst vor einem Jason Stollsteimer-Schicksal hat. Oder keine Ahnung.

Egal. Nach der übelst limitierten 7"-Erstpressung der Doppel-A-Seiten-Single "Store Bought Bones" mit dem überaus famosen "Steady As She Goes" auf der Rückseitenspirale wurde der Hunger auf die Raconteurs-LP nur noch größer. Jetzt sind zehn Stücke des kongenialen Duos Benson/White auf dem Longplayer "Broken Boy Soldiers" vereint und machen nach 33:40 Minuten immer noch Appetit auf mehr.

In manchen Kritiken wird der Titeltrack "Broken Boy Soldier" Led Zeppelin zugeschrieben, insgesamt fallen häufig Ausdrücke wie "zusammengeklaut". Pfui. Böse. Was wollt ihr denn? Warum müssen The Raconteurs das Rad neu erfinden?

Ich jedenfalls möchte die Geräusche, die irgendwelche dahinvegetierenden Petunia-Hybriden beim Aufblühen kaum hörbar produzieren, nicht im Extrem-Zeitraffer und Bass-verstärkt auf sonstwie belanglosen Tastatur-Klapper-Beats hören, auch nicht als Superduper-Creative-Commons-Download. Fuck you Zukunft. Wenn der zugegebenermaßen retrobesessene Jack White seine Vorlieben für 70s-Rock und Blues in einen Topf wirft, und der scheinbar Pop-süchtige Brendan Benson wunderschönste Harmonien dazumischt, dann sag ich: Ja, ja, ja! Hurra. Das will ich hören.

Einzelne Tracks aus der halbstündigen Gesamtheit herausheben, möchte ich eigentlich nicht. Auch wenn ich mich gerade in "Hands" verliebt habe. Dieses Album ist ein Pflichtwerk, das in jede gut sortierte Plattensammlung gehört. Mal mehr Benson, mal mehr White, da ist für jeden was dabei.

Muss man sich eigentlich auch bei den Raconteurs entscheiden? Wie bei den Libertines? Das alte Spiel: du bist Playmobil, ich Lego. Ich bin übrigens auch The Beatles, dort bin ich John Lennon. Ich bin Oasis und ich bin Dirty Pretty Things (Barât), eher als Babyshambles (Doherty). Irgendjemandem unklar, wie ich mich bei Brendan Benson und Jack White entscheiden würde? There's no Alternative To Love.

Trackliste

  1. 1. Steady, As She Goes
  2. 2. Hands
  3. 3. Broken Boy Soldier
  4. 4. Intimate Secretary
  5. 5. Together
  6. 6. Level
  7. 7. Store Bought Bones
  8. 8. Yellow Sun
  9. 9. Call It A Day
  10. 10. Blue Veins

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