laut.de-Kritik

Das fränkische Bekenntnis zur Tanzbarkeit.

Review von

Vor zwei Jahren veröffentlichten The Robocop Kraus ihr letztes Album "Living With Other People". Ihre eigene Mischung aus Punkanklängen, Elektrospielereien und New Wave-Zitaten sorgte damals für einiges Aufsehen, vor allem Nummern wie "Fashion" oder "Fake Boys" setzten sich längere Zeit in den Gehörgängen fest. Nun also der vierte Longplayer der fünf Nürnberger, "They Think They Are The Robocop Kraus!". Wie, wer denkt, er wäre Kraus? Die fünf selbst? Oder doch jemand anders? Wollen sie, dass wir um die Ecke denken? Das erinnert irgendwie an Krautrock.

Doch es ist Kraus-Rock, und was für welcher. Die fünf wuchsen für diese Platte über das Format einer regulären Rockband aus fränkischen Gefilden heraus und bringen ein irres, spannendes Album an den Start, dass es eine schwindelige, schweiß-seelige Freude ist. Schon der Opener "After Laughter Comes Tears" lässt aufhorchen. Da bliept es anfänglich wie anno dazumal bei Trio, mit dem ersten Ton zeigt Sänger Thomas Lang, dass er sich weiter entwickelt hat und ein erstaunliches Repertoire an stimmlichen Lagen präsentieren kann.

Dazu kommen die ausgeflippten Gesangslinien, die doch sehr nach Eighties klingen. Musikalisch leben The Robocop Kraus auf "They Think They Are ..." das absolute Bekenntnis zur Tanzbarkeit. Vom ersten Ton an will der Fuß wippen und der hört erst auf, wenn der letzte Ton längst verklungen ist. Komisch, denn eigentlich machen die Robos alles falsch, sie nehmen nerdige Sounds, komplizierte (aber stets tanzbare!) Rhythmen, seichte Background-"ooh oohs", Hand-Claps und Cowbells und basteln daraus einen hochexplosiven Tanztee.

"You Don't Have To Shout" und "In Fact You're Just Fiction" lassen erste Schweißperlen auf der Stirn des Hörers stehen, irgendwie klingt das so sehr nach digital remastertem New Wave, dass man die Band kaum im Jahr 2005 und schon gar nicht in Nürnberg, sondern vielmehr in London oder einer anderen britischen Großstadt verorten möchte. "All The Good Men" erhöht die Schlagzahl noch mal leicht, bevor "A Man's Not A Bird" eine fast schon besinnliche Phase einläutet.

Doch kaum hat sich der pumpende Puls ein wenig beruhigt, da heißt es bei "Small Houses Odd Cars" schon wieder "Get up, get up!". Der Rhythmus trägt einen nach Hause, das Riff vor dem Refrain lässt die Endorphinausschüttung Extraschichten schieben. "Life Amazes Us Despite Our Miserable Future" nimmt den Fuß leicht vom Gaspedal, The Robocop Kraus können es auch einfühlsam und drücken fast ein wenig auf die Tränendrüse. Schön, diese traurige Herrlichkeit! Glücklicherweise bleibt "Life Amazes ..." der einzige Tearjerker, und am Schluss bemüht Nürnbergs Finest noch mal die Dancing Shoes.

Fazit: so viel Melodie, Freude am schwingenden Tanzbein und musikalische Kompetenz hab ich lang nicht mehr gehört und schon gar nicht von einer deutschen Band. The Robocop Kraus dürfen sich hierzulande mit diesem Meisterstück zu den Besten ihrer Zunft zählen. Und ich geh jetzt in den Keller, schmale Krawatten und Polyester-Hemden raussuchen!

Trackliste

  1. 1. After Laughter Comes Tears
  2. 2. I Picture You
  3. 3. You Don't Have To Shout
  4. 4. In Fact You're Just Fiction
  5. 5. All The Good Men
  6. 6. A Man's Not A Bird
  7. 7. Small Houses Odd Cars
  8. 8. Too True To Be Good
  9. 9. Life Amazes Us Despite Our Miserable Future
  10. 10. You Don't Need A Doctor
  11. 11. Concerned, Your Secular Friends
  12. 12. There Are Better Lights In Hollywood

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