Porträt

laut.de-Biographie

The Warlocks

Wenn die beiden Drummer von The Warlocks monoton ihren Rhythmus runterklopfen, die Gitarren im Doppelpack aus den Boxen scheppern, der Bass wuchtig einsetzt und Frontmann Bobby Hecksher vergeblich gegen den Teufel in sich selbst ansingt, dann klingen die sieben Musiker aus Los Angeles, als wollten sie den Soundtrack zu Hunter S. Thompsons paranoider Drogensaga "Fear And Loathing In Las Vegas" um einige weitere Highlights ergänzen. Den nötigen autobiographischen Hintergrund dazu bringen The Warlocks jedenfalls mit, das steht außer Zweifel.

The Warlocks - The Mirror Explodes
The Warlocks The Mirror Explodes
Die stärkste Platte seit "Phoenix".
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Sänger und Bandgründer Hecksher verschlägt es Ende der 80er Jahre von Florida nach L.A., wo er und sein Bruder die Langeweile in der High School mit reichlich LSD bekämpfen. Später schluckt er sogar mit LSD-Förderer Timothy Leary ein paar Pillen. Nebenbei spielt Hecksher in verschiedenen, zumeist kurzlebigen Punkformationen. Im Mad Hatter, einem lokalen Treffpunkt für Musikfreaks, trifft er bald einige Gleichgesinnte und gründet mit ihnen die Band Charles Brown Superstar. Diese bringt es in der Folge immerhin auf zwei Singles sowie zwei Alben und erspielt sich einen respektablen Namen in der College-Radio-Szene, bevor auch sie das Zeitliche segnet.

Im Mad Hatter lernt Hecksher bei einer Jam-Session auch Beck kennen, was ihm kurz darauf ein Engagement für dessen 94er Platte "Stereopathetic Soul Manure" einbringt. Doch Hecksher befriedigt seine musikalische Karriere nicht. Mit seinem nächsten Bandprojekt Magic Pacer wendet er sich verstärkt elektronisch-experimenteller Musik im Stile der frühen Kraftwerk und Neu! zu. Sie veröffentlichen zwei Alben, doch Hecksher, ein Suchender, steht nicht voll hinter seiner Musik. So kommt ihm ein Angebot von Weezer-Mastermind Rivers Cuomo, der auf der Suche nach einem neuen Bassisten ist, gerade recht.

Schon halb im Line Up erhält Bobby Hecksher eine Absage und beschließt aus Frust die Gründung von The Warlocks. Dass sich auch The Velvet Underground und The Grateful Dead vor ihrer großen Zeit einmal The Warlocks nannten, stört den Verzweifelten nicht. Er macht nun sein Ding und findet auch schnell einen harten Kern an enthusiastischen Mitstreitern, so dass die Band trotz exzessiven Drogenkonsums schnell vorzeigbare Fortschritte macht und am 4. Juli 1998, dem amerikanischen Unabhängigkeitstag, in Los Angeles ihr erstes Konzert gibt.

Mit ihrem energetischen, drogengeschwängerten Rock'n'Roll spielen sich The Warlocks schon bald an die Spitze der West-Coast-Szene. Auch Lux Interior, charismatischer Frontmann von The Cramps zeigt sich nach einem Gig in Hollywood beeindruckt von den Live-Qualitäten der Band. Im Oktober 2000 bietet das angesehene Indie-Label Bomp! Records den Warlocks einen Vertrag über zwei Alben an und bringt die selbstbetitelte EP-Single auf den Markt. Der Longplayer "Rise And Fall" folgt 2001 und macht Furore bis an die East Coast, wo die Presse The Warlocks kräftig abfeiert.

Eine Tour im Vorprogramm ihrer Freunde vom Black Rebel Motorcycle Club bringt den endgültigen Durchbruch. Mute signt The Warlocks für Europa, wo "Phoenix" 2003 mit einem Jahr Verspätung in die Plattenläden kommt. Im Herbst desselben Jahres kann man sich hier zu Lande vom druckvollen Livesound der sieben Musiker überzeugen. Derweil spielen sich JC Rees (Gitarre), Corey Lee Granet (Gitarre), Laura Grisby (Gesang, Orgel, Tambourine), Bobby Martine (Bass), die beiden Schlagzeuger Danny Hole und Jason Anchondo sowie Frontweirdo Bobby Hecksher an der Seite von BRMC und Interpol in den USA und Großbritannien warm.

 - Aktuelles Interview
The Warlocks "Drogen gehören zu unserer Musik"
Mit "Phoenix" haben The Warlocks eine der wuchtigsten Rock'n'Roll-Scheiben des letzten Jahres veröffentlicht. LAUT traf das kalifornische Soundkollektiv vor einem Gig in Zürich, um hartnäckigen Gerüchten um Bandleader Bobby Heckshers Vampirphantasien auf den Zahn zu fühlen.

Die Tournee hinterlässt ihre Folgen: "Ende 2003 waren wir drei Jahre ohne Pause unterwegs", so Hecksher. "Wir waren in Spanien, hatten noch zwei Wochen Tourstress vor uns und ich fühlte mich wegen einer Infektion sterbenskrank. Die Ärzte sagten, hätte ich noch zwei Tage mit dem Besuch gewartet, wäre ich taub geworden." Das ist zum Glück nicht passiert und als die Warlocks wieder nach Hause zurück kehrten, ließ man es ruhig angehen.

Mitte 2004 entstehen die ersten Songskizzen, beeinflusst von Phil Spectors Wall Of Sound-Ära und Bands wie The Shangri-Las und The Ronettes. Dass die Band auch glühende Sonic Youth- und Spacemen 3-Anhänger sind, hört man dem deutlich reduzierter aufgenommen Album "Surgery" ebenfalls an, das im Sommer 2005 erscheint. Kleine Line Up-Änderungen sind auch mal wieder zu vermelden: An einem der zwei Drumkits nahm Bob Mustachio für Danny Hole Platz, die ursprüngliche Bassistin Jenny Fraser ersetzt den abgewanderten Bobby Martine.

Auf Album Nummer Vier erwartet den geneigten Fan dann wieder höllischer Lärm: Acht heftige Space Blues-Happen hat die Band eingezimmert und auf das Album "Heavy Deavy Skull Lover" gepackt. Einmal mehr standen der Truppe Bands wie Jesus and Mary Chain, Spacemen 3 und Red Krayola als Vorbild Pate. Der Labeldeal mit Mute ging in der Zwischenzeit zu Ende, so dass Tee Pee Records (u.a. Brian Jonestown Massacre) in den Staaten seine Dienste angeboten hat. In Deutschland findet man die Platte Anfang 2008 in (sehr) gut sortierten Plattenläden.

Interviews

The Warlocks: "Drogen gehören zu unserer Musik"

Februar 2004 "Drogen gehören zu unserer Musik"

Interview von Daniel Straub

Mit "Phoenix" haben The Warlocks eine der wuchtigsten Rock'n'Roll-Scheiben des letzten Jahres veröffentlicht. LAUT traf das kalifornische Soundkollektiv vor einem Gig in Zürich, um hartnäckigen Gerüchten um Bandleader Bobby Heckshers Vampirphantasien auf den Zahn zu fühlen. (0 Kommentare)

Alben

The Warlocks - Surgery: Album-Cover
  • Leserwertung: Punkt
  • Redaktionswertung: 4 Punkte

2005 Surgery

Kritik von Michael Schuh

Sind das mit 45 Umdrehungen nicht schon die Stooges? (0 Kommentare)

Surftipps

  • Warlocks

    Schicke Seite mit umfangreicher Giglist, Video-Downloads und einer Liste der Lieblingsbands.

    http://www.thewarlocks.com
  • The Warlocks

    Und so klingts.

    http://www.bomp.com/Warlocks.html

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