laut.de-Kritik

Knutschen ja, Fummeln nein!

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Verschanzen sich Produzenten elektronischer Musik hinter einem ganzen Berg von Equipement und erfreuen mit minimalistischen Sounds, dann steckt man sie schnell mal in die Kölner Schublade. Klar, im Umfeld der Kompakt-Crew sprießt so manch zartes Elektro-Pflänzchen. Dem Duo Tinkertoy, das auf seinem Debütalbum "Transatlantic Love Machine" fünf vorsichtig groovende Minimal-Tracks zum Besten gibt, möchte man ebenfalls den Kompakt-Sticker ankleben.

Manches auf "Transatlantic Love Machine" erinnert an Lawrence. Der wurde im vergangenen Jahr von Kollege Mengele mit nicht weniger als fünf Punkten für seine zum Fummeln anregenden Grooves, ausgezeichnet. Ob Mengeles Hüften auch bei Tinkertoy in Wallung geraten würden? Das kanadische Duo versteht sich jedenfalls bestens auf warme Schlafzimmer-Sounds. Soviel ist gewiss.

Dunkel und melancholisch, aber nie bedrohlich sind die Klänge, die Paul Shrimpton und Andrew Wedman ihren Gerätschaften entlocken. Sachte verknüpfen sie die betont rauschigen Sounds zu kleinen Ambient-Geweben, die man gerne mit ins Schlafzimmer nimmt. Der Kuschelfaktor stimmt, auch wenn die Titel der Tracks wie "Wellengekräusel" oder "Why Doesn't My Coffee Have Good Crema" nicht gerade zum Träumen Anlass geben.

Eine gewisse Beliebigkeit oder Trivialität, wie sie in oben genannten Titeln aufscheint, schleicht sich mit zunehmender Spieldauer auch in die Sounds ein. "Transatlantic Love Machine" gefällt zwar über die volle Spielzeit, kann Lawrence aber nicht das Wasser reichen, weil das zwingende Moment letzten Endes fehlt. Deswegen wird das Album noch lange nicht zu einer schlechten Platte, nur hätte man sich ein bisschen mehr Mut zum Risiko, der hier Mut zur Reduktion heißen muss, gewünscht.

Die Konzentration auf das Wesentliche kommt bei Tinkertoy eindeutig zu kurz. Mäandernde Sounds durchziehen das Album und unterstreichen mangelnde Zielstrebigkeit in der Komposition. Kompakt? Leider nur im Ansatz. Knutschen ja, Fummeln nein, lautet das Fazit in Mengeles einprägsamer Sexualmetaphorik.

Trackliste

  1. 1. Pop Goulds The World
  2. 2. Wellengekräusel
  3. 3. Why Doesn't My Coffee Have Good Crema?
  4. 4. Lambic Dream
  5. 5. Four Thousand Grains Of Sand

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