laut.de-Kritik

Clapton, Richards, No Doubt und Co. huldigen der Ikone.

Review von

Shake it up, Mista: Toots Hibbert, Kopf der legendären Toots & The Maytals, kehrt in die Predigerkanzel zurück. Allerdings nicht alleine, sondern unterstützt von einer regelrechten Armada an Superstars aus dem Rock- und Pop-Biz. Der Zeitpunkt dafür scheint optimal: Reggae und Dancehall sind seit geraumer Zeit wieder mächtig angesagt und obendrein war es schon zu lange zu ruhig um den Mann, der mit seiner '68er Single "Do The Reggay" einst das Genre definierte und vor allem durch seine zahlreichen Erfolge bis in die späten 70er hinein heute als Lichtgestalt der Ska- und Reggae-Geschichte gilt.

Nach einer kreativen Durststrecke in den elektronischen Wirrungen der 80er Jahre kehrte Toots im letzten Jahrzehnt mit fulminanten Live-Auftritten auf die Showbühne zurück und eroberte nebenbei ein neues und junges Publikum. Genau dies ist auch das Ziel von "True Love": No Doubt, Bonnie Raitt, Keith Richards und Eric Clapton; sie alle verehren die Songs des Jamaikaners und wollen nun ein Stück ihrer Liebe zurück geben.

Das mag ja nett gemeint sein, nur wissen wir spätestens seit Santana und Tom Jones, dass der Brei nicht mehr ganz so lecker schmeckt, sobald viele Köche ihren Löffel reinhalten. Bei Toots kommt erschwerend hinzu, dass schon die Originale nahezu perfekt sind und selbst 2004 keinem Sound-Update bedürfen. Diesem harten Urteil widerspricht einzig die mächtige "Funky Kingston"-Version, auf der Funkwizard Bootsy Collins in seiner unnachahmlichen Art zum Jam-Gerüst der The Roots-Rhythmusfraktion wieder allerhand Unsinn ins Mikro knödelt. Ach, hätten "Toots, Roots and Boots" doch gleich ein ganzes Album miteinander eingespielt.

Dann hätten wir auch nicht miterleben müssen, wie No Doubt dem Klassiker "Monkey Man" ihr enervierendes Ska-Rock-Konzept überstülpen, und Toots dadurch derart aus der Ruhe kommt, dass er sogar mit seinen ansonsten gefälligen Improvisationen übers Ziel hinaus schießt. Auch Shaggy und Rahzel meinen offensichtlich, die Legende mit Hilfe moderner Beats im Dancehall etablieren zu müssen. Das Ergebnis: "Bam Bam" klingt von vorne bis hinten bemüht und aufgesetzt.

Ein bisschen Mut zu Veränderung sollte allerdings schon sein, sonst hätte die Neueinspielung ja wenig Sinn. Dies sahen Ryan Adams und Trey Anastasio von Phish offensichtlich anders, denn deren Interpretationen von "Time Tough" und "Sweet And Dandy" kommen quasi originalgetreu daher. "Careless Ethopians", das Duett mit Keith Richards, hätte genauso gut vor 20 Jahren auf einer Stones-Platte als Lückenfüller landen können, und selbst Ex-Specials-Sänger Terry Hall, der sich mit den Skatalites und U-Roy an "Never Grow Old" versucht, kann den Charme des 60s-Klassikers nicht weiter tragen.

Im Duell der Gitarrenhelden behält Jeff Beck gegenüber Eric Clapton die Oberhand. Seine songdienlichen Fills in "54-46 Was My Number" dienen einigermaßen dem Groove, während sich Clapton in "Pressure Drop" einfach aufs Wah Wah-Pedal setzt und hofft, dass der Song selbst gut genug ist, diese Ideen-Armut zu verbergen. So bleibt ein zweifelhafter Nachgeschmack an "True Love" hängen.

Zwar konnte Toots der Welt zeigen, welch prominente Musiker zu seinen Fans gehören, und diese durften sich über eine Jam-Session mit einer Legende freuen. Das Ergebnis wäre aber wahrscheinlich weit zufriedenstellender ausgefallen, hätte der Mann, dessen Stimme über das gesamte Album hinweg atemberaubend und voller Soul ist, seine Songs selbst neu eingespielt. So bleibt zumindest die Hoffnung, dass sich durch die Promi-Gästeliste seine Anhängerschar vergrößert und die Vorfreude auf die Tournee, bei der nur die Maytals mit auf die Bühne dürfen. Dort heißt das Motto dann wirklich: Reggae got soul!

Trackliste

  1. 1. Still Is Still Moving To Me feat. Willie Nelson
  2. 2. True Love Is Hard To Find feat. Bonnie Raitt
  3. 3. Pressure Drop feat. Eric Clapton
  4. 4. Time Tough feat. Ryan Adams
  5. 5. Bam Bam feat. Shaggy and Rahzel
  6. 6. 54-46 Was My Number feat. Jeff Beck
  7. 7. Monkey Man feat. No Doubt
  8. 8. Sweet And Dandy feat. Trey Anastasio
  9. 9. Funky Kingston feat. Bootsy Collins and The Roots
  10. 10. Reggae Got Soul feat. Ken Boothe and Marcia Griffiths
  11. 11. Never Grow Old feat. Terry Hall, The Skatalites and U-Roy
  12. 12. Take A Trip feat. Bunny Wailer
  13. 13. Love Gonna Walk Out On Me feat. Ben Harper
  14. 14. Careless Ethiopians feat. Keith Richards
  15. 15. Blame On Me feat. Rachael Yamagata

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