laut.de-Kritik

Dreckige Scheibe für dreckige Hörer.

Review von

Das Debüt "Trance" von den Up In Hell-Burschen ist der erste Geburtstagskuchen, den ich mir dieses Jahr zu Gemüte führen darf. Na dann will ich doch mal anfangen, diese Rockertorte zu verputzen! Ihr dürft auch mal naschen: Wuchtige Riffs, atemberaubende Energie und eine genial kehlige Stimme sind die Hauptzutaten.

Der Begriff "Metal'n'Roll" beschreibt die Musik der Jungs wirklich perfekt. Wäre der Promoplatte noch eine Flasche Motorenöl beigelegen, ich hätte mich damit eingeschmiert! Keine Angst, in der Laut-Redaktion geht alles wie gewohnt zu. Der Grund meiner eigenartigen Euphorie ist dieser Sound, der dreckiger als dreckig ist. Ich gehe doch recht in der Annahme, dass zu einer dreckigen Scheibe auch eine dreckige Hörerschaft gehört, oder? Also her mit dem Schmierstoff!

Das Debüt beinhaltet 15 Songs inklusive Intro, das sie allerdings lieber weggelassen hätten. Doch über diesen Makel schaue ich großzügig hinweg und starte mit dem Opener "Out Of My Way", der es wirklich in sich hat. Ganz dem Titel getreu, rast dieser Song mit einem enormen Tempo daher! Ich fühle mich wie ein Vollleder-Kondom-Biker auf der Route 66, der alles anbrüllt, bespuckt und umfährt was nicht bei Drei auf den Bäumen ist! Uh, get out of my way! Was für ein Supersound! Ab in den nächsten versifften Pub, Jungs!

Auch "Blowin'" geht sofort in die Lauscher, weil er ganz im Gegensatz zum vorherigen Song mit seiner gebremsten Dynamik überzeugt. Die Stimme von Billy (Bad Cole) ist so deftig dirty und die Gitarren kräftiger als jeder aufjaulende Motor! Weiter! Schneller! Lauter! Den Titeltrack liebe ich! "Up In Hell" ist laut, rough, energisch und bitterböse. Diese Power! Yeah! Bissiger als jeder Höllenhund shoutets eine knappe Minute in die Röhre. Ein teuflischer Genuss. Ich will mehr davon! Sex, Drugs and Rock'n' Roll!

Spätestens bei "Bring My Blood" werdet ihr euch nicht mehr auf den Stühlen halten können. Dieser Song ist für Headbanger- und Luftgitarren-Fetischisten geschrieben! Keine falsche Bescheidenheit: Die ersten fünf Tracks sind einfach der absolute Oberhammer! "Mary Jane" lädt mit leiserer Klangfülle und ruhigeren Riffs zum Kopfkreisen ein. Hier wird mit cooler Visage über Herzschmerz abgerockt. Klasse!

"Save Me" beginnt leise, orientalisch und mit Meeresrauschen, um später den Hörer mit Krach wieder zurück ins Bikeruniversum zurück zu katapultieren. Wow, das ist aber eine abgespacete Expedition! War das Quintett etwa bekifft bei den Aufnahmen? Jetzt wissen wir, warum die Scheibe "Trance" heißt!

Wer musikalisch noch nicht stoned genug ist, begnüge sich mit "Boomerang", auch eine sehr geile, rifflastige Nummer. Doch hier wollen wir nicht lange verharren. Weiter geht's zu einem coolen Überraschungssong: "Money Wreck" wird eingeläutet von einer rotzfrechen Slim-Shady-Imitation, gefolgt von federleicht beschwingtem Sound, der für extrem gute Laune sorgt. Besonders geil: Billy Bad Coles zwinkernd eingeworfenes "Uh lalala". Achtet mal drauf. Und dann sind wir schon bei den letzten drei Titeln angelangt. "Trance" geht gute viereinhalb Minuten, in denen Klavier, Rasseln, und Gitarren ihren musikalischen Ausgleich suchen und einen beinahe komplett einlullen, bis plötzlich ein Shout durch Mark und Knochen fährt. So knackig geht's dann auch weiter.

Trotzdem bleibt es esoterisch. Auch "100 Insects" (was für ein Name!) wirkt leicht irre. Donnergrollen, Flüstern, dramatische Geigen, eine brummelige Monsterstimme. Kaum habe ich mich damit abgefunden in einem Geisterschloss gefangen zu sein, da beginnen die leisen Gitarren zu dudeln, von ruhigem Gesang begleitet führen sie uns zurück in den Schoß der Balladen. Wirklich nett.

Den Schlusspunkt des Debüts bildet "I Let You Know", das erst ab siebeneinhalb Minuten interessant wird. Zunächst sind Bohrer zu hören, eine einsame Gitarre und leise Vocals im Hintergrund. Wie trashig das wieder mal ist! Da soll noch jemand behaupten, Rocker seien unkreativ! Eine wirklich wirre Rocktour war das. Aber sie hat gefallen und macht Lust auf mehr.

Trackliste

  1. 1. The Whale
  2. 2. Out Of My Way
  3. 3. Blowin'
  4. 4. Up In Hell (Phase 1)
  5. 5. Bring My Blood
  6. 6. Virus
  7. 7. Mary Jane
  8. 8. Flames
  9. 9. Save Me
  10. 10. Boomerang
  11. 11. Money Wreck
  12. 12. Offroad Trippin'
  13. 13. When It's Over
  14. 14. Trance
  15. 15. 100 Insects

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