laut.de-Kritik

Dieser weiße Mann hat noch immer den Soul.

Review von

"Moondance", "Brown Eyed Girl" oder "Have I Told You Lately" sind fraglos fantastische Klassiker, die sich fest im musikalischen kollektiven Gedächtnis verankert haben. Dennoch stellt sich nach vierzig Jahren im Musikgeschäft und 35 veröffentlichten Platten die Frage, wer denn noch auf ein weiteres Album dieses fraglos großen Musikers wartet. Zumal er sich seit jeher weitgehend im Spannungsfeld zwischen Soul, Gospel, Blues und Pop bewegt.

"Keep It Simple" bildet da keine Ausnahme. Es ist nun sicher kein Werk, das mit Innovationsreichtum besticht, vielmehr könnte es bezüglich der Instrumentierung und Atmosphäre auch aus den 70er-Jahren stammen.

Der Albumtitel ist programmatisch zu lesen, Van Morrison verzichtet in seinen elf Eigenkompositionen diesmal auf satte Bläserarrangements, setzt auf Reduktion und Entspanntheit. Melodisch agiert er auf gewohnt hohem Niveau im Midtempo-Bereich, sein warmer, immer etwas nasaler Gesang schlängelt sich angenehm ins Ohr.

Ob bluesig zur E-Gitarre und der Mundharmonika wie in "How Can A Poor Boy" oder gutlaunig soulig in "That's Entertainment" zur Ukulele und Handclaps, gospelig in "End Of The Land" zur Hammond-Orgel oder mit dem abgehangenen Blues "Don't Go To Nightclubs No More", Morrison erweist sich ausnahmslos als Meister der geschmeidigen Lässigkeit. Treffsicher hält immer wieder ein weiblicher Backgroundchor Einzug. Sehr schön.

"Soul is a feeling, feeling deep within/Soul is not the colour of your skin" resümiert er mit wunderbarer Melodie in "Soul", und bei dieser Ausdrucksstärke glaubt man ihm jedes Wort. Dieser weiße Mann hat noch immer den Soul.

"I watch them come and go/I'm fed up with the status quo/and I'm feeling too tired to start all over again" singt er in "No Thing", während die Steel-Gitarre und die Hammond-Orgel unbekümmerter kaum klingen könnten. Dieser Song verdeutlich vielleicht am ehesten die angenehme Stimmung des gesamten Albums: Mit schönen Arrangements, der behutsamen Produktion und dem umgarnenden Gesang liefert der Ire ein durchweg homogenes und überzeugendes Album ab. Es drängt sich nicht auf, macht aber viel Freude, wenn's erst mal im Player liegt.

"Keep It Simple" mag kein Album sein, das die Musikwelt revolutioniert, es ist aber ein zeitloses Werk geworden, das den mittlerweile 63-jährigen Van Morrison als zurückgelehnten Künstler präsentiert, dem die Inspiration noch nicht abhanden gekommen ist.

Trackliste

  1. 1. How Can A Poor Boy?
  2. 2. School Of Hard Knocks
  3. 3. That's Entrainment
  4. 4. Don't Go To Nightclubs Anymore
  5. 5. Lover Come Back
  6. 6. Keep It Simple
  7. 7. End Of The Land
  8. 8. Song Of Home
  9. 9. No Thing
  10. 10. Soul
  11. 11. Behind The Ritual

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3 Kommentare

  • Vor 16 Jahren

    Die CD- Kritik zu Keep It Simple ist wunderbar getroffen. Freut mich wirklich, weil ich das Gefühl habe, dass der Autor das Wesen dieses Künstler sehr gut
    wahrnehmen kann. Danke und weiter so!

  • Vor 16 Jahren

    hm, bei diesem artist warte ich immer auf das definitive und bisher immer richtige urteil meines vorkosters und mundschenks christian. wenn der sagt "kaufen", dann wird die scheibe gekauft ...

    ich hoffe, er sagt mal wieder kaufen, denn mein letztes werk von morrison hat schon ein paar tage auf dem buckel.

  • Vor 16 Jahren

    Wenn Du kein Fan bist: nicht kaufen.
    Ich beurteile das Album sehr ähnlich wie Martin Leute.
    Überraschungsarm, aber das auf hohem Niveau. Mit einer Portion Pathos und einem Kübelchen mit abgelutschten Sprüchen bewaffnet könnte man sagen: Gutes Alterswerk eines grandiosen Musikers, der niemandem mehr etwas beweisen muss.