laut.de-Kritik

Sehr schön, das hebt die Laune!

Review von

Eine wirklich gelungene Zusammenstellung bietet das französische Wagram Label. Eine Reise durch die Welt der elektronischen Soundtüftler auf der Basis von wunderbaren, weiblichen Jazz-Stimmen. Abwechslungsreich ist diese Kompilation, mal dank sehr natürlich klingender Beats mit vielen Samples, mal mit mehr Elektronik, ruhigen Chillout-Songs, funkigen Grooves im Midtempo oder etwas Samba. Auch ein House-Track ist dabei und natürlich viele schöne Soulstimmen. Die Stücke sind fast durchweg spannend produziert und machen einfach Freude beim zu hören.

Mit "Indigo Blues" von Llorca und Gesang von Nicole Graham kommt eine Samba mit stampfenden Loop und einem Klavier-Sample als Grundlage daher. Graham singt dazu eine gefühlvolle Soul-Melodie, wobei die Variationen im Loop unterstützend und steigern wirken. Danach ist ein ruhiges Trompetensolo zu hören, das so einen schönen Kontrast zum schnellen Rhythmus bildet. Nach einer weiteren Gesangspassage schließt sich ein Flötensolo an, was schon viel lebhafter ausfällt. Passend dazu werden die Perkussionsinstrumente hauptsächlich auf die Basstöne reduziert. Dadurch kommt das Solo schön heraus, beim erneuten Einsatz der gesamten Instrumente stellt sich noch eine Steigerung ein. Sehr schön, das hebt die Laune.

Auch Zuco 103 vermischen mit Lilian Vieira nord- und südamerikanischer Musik, nur anders herum. Vieira singt traditionelle brasilianische Melodien. Dafür enthalten die Samples und auch das Gitarrensolo die eine oder andere Blue Note. Das Tempo ist recht schnell und der Rhythmus federleicht. Als Gegenpol dazu sind einige Orgelpunkte eingespielt. Das schon erwähnte Gitarrensolo ist ganz hervorragend und ruft ein gewisses Kribbeln in der Magengegend hervor.

Nach so viel Aufregung gibt es aber auch die Möglichkeit, sich zu erholen und fallen zu lassen. Bugge Wesseltofts "You Might Say" mit Gesang von der Norwegerin Sidsel Endresen ist ein melancholischer Song, dem das Etikett Lounge-Musik nicht gerecht wird. Er ist viel zu anspruchsvoll arrangiert, als dass man ihn nur nebenher konsumieren sollte. Zwar sind typische Chillout-Beats zu hören, doch die Variationen im Klavier erinnern schon eher an ruhigen Fusion. Auch das Saxophon-Solo ist an John Coltrane angelehnt und unterstützt die Jazzrock-Assoziationen. Dazu ist mit zarter Stimme gut mit dem Klavier abgestimmt Sidsel Endresen zu hören, die einen die Weiten der norwegischen Fjordlandschaft spüren lässt.

Spartanisch aber dennoch sehr groovy geht es bei "Game" von Beady Belle mit der Sängerin Beate S. Lech zu. Ein Midtempo-Shuffle-Loop mit sparsam eingesetzter Bassdrum und Hi-Hat. Wenige Bass-Töne und ein paar Keyboard-Akkorde bilden das Fundament. In der zweiten Strophe setzen als Steigerung Bläsersamples ein. Alles bleibt aber sehr übersichtlich, so dass Lech genügend Raum hat, sich mit ihrem Soulgesang auszuleben. Weiterer Höhepunkt des Songs ist ein Vibraphonsolo, mit dessen schwebendem Sound das Stück ausklingt.

Den Schlusspunkt der CD setzt "Suddenly" mit einem richtigen House-Beat. Produzent Matthew Herbert baut wie viele andere Stücken der Kompilation auf das Prinzip Kontrast. Zu dem tanzbaren, treibenden Rhythmus steht der ruhige, volle Gesang von Dani Siciliano der wenig Soul-Elemente, aber dafür mehr europäische Tonleitern enthält. Auch die Streicherbegleitung beschränkt sich auf die Erzeugung einer ruhigen Stimmung. Das Klavier nimmt die Melodie auf und bringt dann schließlich doch noch einige Jazzakkorde ein. So ist auch dieser Song abwechslungsreich gestaltet und spielt mit verschiedenen musikalischen Genres, Musiktraditionen und Stimmungen.

Die Vielfalt in vielen einzelnen Songs und auch im Vergleich der einzelnen Stücke untereinander ist groß. Langweile jedenfalls kommt bei dem Trip durch die Welt des gesanglichen Elektro-Jazz dank der äußerst geschmackvollen Zusammenstellung nie auf.

Trackliste

  1. 1. Bobby Hughes Combination - Karins Kerma
  2. 2. The Amalgamation Of Soundz - Enchant Me
  3. 3. Llorca - Indigo Blues
  4. 4. Zuco 103 - Q Baiano
  5. 5. Nathan Haines - Squire For Hire
  6. 6. Jazzelicious - Lover Man
  7. 7. Jazzanova - No Use
  8. 8. Jill Scott - It's Love
  9. 9. Wax Poetic - Angels
  10. 10. Slow Train - Naturally
  11. 11. Juryman - The Morning
  12. 12. Mr Scruff - Beyond
  13. 13. Beady Belle - Game
  14. 14. Philouz - A Black Horse Ran
  15. 15. De-Phazz - Good Boy
  16. 16. Laurent De Wilde - If I Could
  17. 17. Bugge Wesseltoft - You Might Say
  18. 18. Matthew Herbert - Suddenly

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