laut.de-Kritik
Schlägt ein wie zwölf Guinness auf nüchternen Magen.
Review von Mathias MöllerDo They Know It's Christmas? Oh ja! Pünktlich zum Weihnachtsgeschäft feuern die Plattenfirmen aus allen verfügbaren Rohren. Besonders gut verkaufen sich a) Weihnachtssongs von Stars, b) Best Ofs von ganz alten Leuten (Roy Orbison oder so), und c) Boy- respektive Girlgroups. Westlife zählen zu letzterer Gruppe und mussten so im Sommer Überstunden im Studio schieben. Das Resultat nennt sich "Turnaround" und beschreibt ziemlich genau den Effekt, den man erlebt, wenn man in das Album reinhört. Man möchte den Plattenladen schnell wieder verlassen.
Die fünf geschlechtsreifen Iren mit den tiefen Blicken legen als zweite Single nach dem wohl ehrlich gemeinten und aalglatt poppenden "Hey Whatever" den Opener "Mandy" nach. Die Jungen werden es nicht wissen, aber die Alten könnten sich an das Original von Barry Manilow, Jahrgang 1975, erinnern. Eine sichere Nummer, Romantik kommt in der Weihnachtszeit immer gut.
Und so balladieren sich Bryan, Kian, Mark, Nicky und Shane durch das ganze Album, bis sich die Zehennägel hochrollen. Das ist halt alles schon mal dagewesen: "Obvious" zum Beispiel erinnert im Chorus an "Back For Good". Und das war in den Neunzigern schon eine wüste Drohung.
Für sich gesehen sind die Schmonzetten harmlos, doch zwölf Stück auf einem Haufen wirken auf den - zugegebenermaßen - ungeübten Hörer wie zwölf Guinness auf nüchternen Magen. Irgendwann gehts nicht mehr. Anleihen an üblen Synthie-Pop hat der Titeltrack "Turn Around" und "Thank You" klingt wie eine Bryan Adams-Popnummer mit Computer-Scratches.
Irgend jemand rette mich aus diesem Teenage-Horror. Der Oberhammer ist allerdings eine weitere Coverversion: Mr. Bigs "To Be With You". Die zwei anschließenden Songs erlebt der Normalsterbliche nur noch im Delirium. Aber es ist Weihnachten und jeder hat ein Recht auf einen Wunschzettel. Auch die Boygroupies.
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