laut.de-Kritik

Mit Ansage: Dieses Indie-Rap-Album kränkelt vor sich hin.

Review von

Yoni Wolf hat mit dem Alter ganz offensichtlich ein Faible für Krankheiten entwickelt. Nach dem einhellig beklatschten und von der Band live ordentlich überspielten "Alopecia" aus dem Jahr 2008, das im männlichen Haarausfall ein passendes Sinnbild für die zynischen, bisweilen herrlich absurden Rap-Anekdoten fand, arbeitet sich Wolf mit "Mumps, etc." nun scheinbar an Kinderkrankheiten ab.

Für eine deutende Pop-Kritik ist solch ein symbolischer Titel natürlich eine dankbare Steilvorlage, kränkelt das vierte Album abseits des Leitmotivs doch tatsächlich etwas vor sich hin. Das liegt weniger an den komplex arrangierten, im Vergleich zum gedimmt folkigen Outtakes-Album "Eskimo Snow" wieder verstärkt im Geist von weißem Hip Hop rhythmisierten Pop-Songs, die bei aller interdisziplinären Flirterei jedoch auch den indierockigen Drive und die wirklich tollen Piano-Hooklines von "Alopecia" vermissen lassen.

Es liegt vor allem an Yoni Wolf's lyrischem Ich, das sich schon im Opener "Jonathan's Hope" gewohnt hart näselnd durch einen recht wundgelegenen Refrain schleppt: "As ill as I am, I am/ But with all that's well I'll yell/ Good god, what the hell, what the fuck/ A white dove on the hood of a two-ton truck".

Als Anxiety-Hop will das Label City Slang die Rhetorik Wolfs verstehen, also als Hip Hop, dessen Inspirationsquelle nicht männliche Großspurigkeit oder hipsterhafte Ironie sondern grüblerische Selbstbespiegelung ist. Das klingt erst mal gut und passt ja auch so gut zu den unsicheren Zeiten. Nur haben Why? mit Wolf als reichlich zerquältem Handlungssubjekt der Songs leider auch an trockenem Tempo, intellektuellem Biss und liebenswerter Seltsamkeit eingebüßt.

Der Zugewinn an taschensinfonischer Musikalität – weibliche Indie-Chöre jauchzen; Holzbläser, Geigen und getragene Klavierfiguren geben den fahlen Raps von "Mumps, etc." einen etwas akademischen Anstrich, machen sie aber auch gemächlicher - vermag dieses neurotische Lamento nicht einfach auszugleichen. Es gipfelt im Refrain der eigentlich ganz hübschen Ballade "Kevin's Cancer": "No I know with no uncertainty / That I'm uncertain and I don't know." Gute Güte.

Freilich hat das Album trotz seiner Untertemperiertheit ein paar gute Songs zu bieten: Das lakonische "Strawberries", die kleine Pop-Hymne "Thirteen On High", die cruisende Single "Sod In The Seed", die noch am ehesten an die alten Why? erinnert. Ansonsten lässt sich über "Mumps, etc." bestenfalls sagen, dass es sich um ein reifes Werk handelt. Yoni Wolf sollte trotzdem mal zu einem Arzt gehen.

Trackliste

  1. 1. Jonathan's Hope
  2. 2. Strawberries
  3. 3. Waterlines
  4. 4. Thirteen On High
  5. 5. White English
  6. 6. Danny
  7. 7. Sod In The Seed
  8. 8. Distance
  9. 9. Thirst
  10. 10. Kevin's Cancer
  11. 11. Bitter Thoughts
  12. 12. Paper Hearts
  13. 13. As A Card

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