laut.de-Kritik

Noch mehr evil als wie Venom!

Review von

Zimmers Hole galten gemeinhin immer als das durchgeknallte Projekt der Strapping Young Lad-Mucker. Dass die Band schon vor Strapping Young Lad aktiv war, ist kaum bekannt. Da Devin Townsend seine Truppe ja mehr oder weniger auf Eis gelegt hat, ist es nun höchste Zeit, dass die wahnsinnigen Kanadier in Form von "When You Were Shouting At The Devil ..." für Nachschub sorgen.

Wer mit der Band bislang noch keinen Kontakt hatte, der bekommt zumindest musikalisch aufgrund des Titels eine ordentliche Vorstellung vom Sound. Während Mötley Crüe ja den Teufel anbrüllten, waren Venom damals schon ganz dicke mit dem Gehörnten. Und genau in dieser Schnittmenge bewegen sich Zimmers Hole. Sie setzen sich keine nennenswerten Grenzen und huldigen sämtlichen Bands und Stilrichtungen, die ihnen gerade einfallen. Huldigen heißt in dem Fall aber, dass auf musikalisch höchstem Niveau jede Menge Blödsinn verzapft wird. Was Sänger The Heathen hier am Mikro fabriziert, ist meistens sowas von sinnlos, dass einem fast die Nüstern rauchen.

Gene Hoglans Doublebass treibt im Opener und Titeltrack ein äußerst fettes Riff vor sich her, das so auch von SYL stammen könnte. Die weisen Worte: "In my youth, I learned the truth, pure metal was the only way. Glam rock, can suck a cock ..." und spätestens "Exodus was fucking right, all the posers must die", sagen eigentlich schon alles. Auch wenn der Track ein wenig straighter, als das SYL-Material ist, hätte es durchaus auch dort ins Programm gepasst. Das lässt sich von "We Rule The Fucking Land" nicht mehr behaupten, denn hier wildern sie schon ganz eindeutig in typischen Power Metal-Gefilden, wie sie sonst Hammerfall und Konsorten beackern.

"Flight Of The Knight Bat" (scheiße auch, was ein Titel!) schafft tatsächlich den waghalsigen Spagat zwischen den beiden eben genannten Extremen. Stilsicher hier auch das Zitat aus dem Exorzisten und die wirre Lache. Einmal kurz den Gaul wiehern lassen und schon preschen wir mit "1312" gesanglich in der Eierkneifecke. Judas Priest lassen grüßen und die Band verneigt sich wirklich eindrucksvoll vor ihren alten Helden, die nicht mal auf "Painkiller" ähnlich frisch und knackig klangen. Die Nummer zischt dermaßen ab, dass man kaum mehr von einer Parodie sprechen kann.

Dafür machen sie mit "Devil's Mouth" ihrem Ruf wieder alle Ehre und legen mit allerlei Körpergeräuschen los, die mancher noch vom letzten Bohneneintopf her kennen dürfte. Dann rockt das Ding aber im fetten Southern Style los, wie man es sonst von Nashville Pussy oder Fireball Ministry kennt. Cool sind dabei auch die kurzen Mundharmonika-Einsätze. Verrückt, bekloppt und trotzdem (oder gerade deswegen?) zum brüllen ist "The Vowel Song", der nur anfangs aus einer Art Stellungnahme und ein paar Tipps zum wichsen besteht und dann in maßloses Gebretter übergeht. Die müssen in Kanada echt ein seltsames Kraut rauchen.

Zu behaupten, dass "Fista Corpse" geschmacklich tief unter der Gürtellinie liegt, wäre maßlos untertrieben, aber immerhin ist die Nummer im Gegensatz zu zahllosen Metzelcore-Bands ganz offensichtlich als Parodie zu erkennen. Die Riffs sind meist zäh, brutal und allererste Sahne, der Text absolut widerlich und die Geräusche ekelerregend. Lacht drüber oder verabscheut es, den Kanadiern wird’s egal sein. Das gleiche lässt sich auch über die Power Metal-Hymne "Anonymous Saphygos" sagen, beim dem es textlich um die anonyme Kehle oder Speiseröhre geht, in die Sänger The Heathen seine Nudel versenkt, die - laut seiner Aussage - diesen Song eigentlich auch singen sollte ...

Dem Helden Metal bleiben sie auch bei den Tracks "Alright" und "Hair Doesn't Grow On Steel" treu. Es ist wirklich erstaunlich, wie authentisch Zimmers Hole klingen könnten, wenn sie nicht alles mit ihren Texten durch den Kakao ziehen würden. Die True Metal-Gemeinde würde sie vor allem letztgenannten Track mit offenen Armen und schütterem Haar liebend gerne empfangen. Mit dem abschließenden "What's My Name ... Evil!" würden sie sich da vielleicht nicht die größten Freunde machen, aber der Titel passt einmal mehr wie Arsch auf Eimer. So evil waren Venom nicht mal zu ihren besten Zeiten.

Trackliste

  1. 1. When You Were Shouting At The Devill... We Were In League With Satan
  2. 2. We Rule The Fucking Land
  3. 3. Flight Of The Knight Bat
  4. 4. 1312
  5. 5. Devil's Mouth
  6. 6. Vowel Song
  7. 7. Fista Corps
  8. 8. Anonymous Esophagus
  9. 9. Alright
  10. 10. Hair Doesn't Grow On Steel
  11. 11. What's My Name ... Evil!

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3 Kommentare

  • Vor 16 Jahren

    Also eigentlich finde ich die Rezension doch mal super! Bin auch nachdem ich mich etwas an SYL und Devy sattgehört habe auf ZH gestoßen und das Album knallt wie Sau und parodiert ganz gut. Es bleibt hängen und die teilweise "überschlagen" gute Stimme von the Heathen ist auch lecker strange. Finde drei Punkte Gerechtfertigt, persönlich hätte ich 4 gegeben, aber ist natürlich keine Massenware. Sers

  • Vor 16 Jahren

    "When you were shouting...." auf der Myspace-Page macht eigentlich ziemlich Laune. Muss mir das Album mal zu Gemüte führen....

  • Vor 16 Jahren

    CD spontan besorgt und bin begeistert!!! Vielen vielen Dank für diesen Tipp! Kein vollwertiger SYL ersatz (wird wohl auch niemand schaffen außer hevy devy himself) aber definitiv gleichwertig bekloppt und gleichzeitig musikalisch hochwertig! Klar, bei den Musikern.

    Daumen hoch! Super platte. Muss mir unbedingt mal noch die andere anhören.