laut.de-Kritik

Zwei Silikonargumente begegnen Nu Metal-Klängen.

Review von

Mit zweijähriger Verspätung hat es "Reality On A Finer Scale" auch zu einer Veröffentlichung auf dem europäischen Festlang geschafft. Nachdem die Scheibe 2005 schon in den USA und in England auf dem Markt kam und die Band 2006 dort mächtig durchgestartet ist, kommt nun auch Deutschland in den Genuss von kHz.

Was auch immer der Name bedeuten mag, wenn man sich nach der Band in Internet umschaut, könnte es leicht passieren, dass Name und sogar Musik ganz schnell zur Nebensache verkommen. So sehr, wie Sängerin Raiana auf Bilder ihre Silikonargumente in den Vordergrund hält, wundert man sich eigentlich nur noch, warum khz bislang noch nicht CD-Tipp auf RTL II waren. Kann man sich von dem durchaus ansehnlichen Anblick allerdings losreißen und widmet seine Aufmerksamkeit der Musik, ist die Frage schnell beantwortet.

"Reality On A Finer Scale" würde die komplette RTL II-Redaktion geistig überfordern. Dabei ist der Opener "It's Yours" sprachlich sogar noch weitgehend auf dem Niveau der potentiellen Zuschauer gehalten und zeigt sich auch musikalisch von einer derberen Seite. Das beeindruckt allerdings weit weniger als die meisten anderen Songs der Scheibe. Gitarrist/Produzent/Songwriter Pull setzt neuerdings deutlich mehr auf Gitarren und hat sich weitgehend von elektronischen Keyboardlandschaften losgesagt. So haftet auch "Let It Go" der Hauch des Nu Metals an.

Dieser Aspekt tritt im weiteren Verlauf des Albums noch vereinzelt zutage, doch Songs wie die beiden Video-Singles "Test My Faith" und "Envy", aber auch "Rubberhead" oder auch das großartige "Empty" machen schnell deutlich, dass sich kHz in den letzten Jahren vor allem mit Bands wie Tool und A Perfect Circle beschäftigt haben. Nicht nur, dass Gitarren und Drums immer wieder auf sich wiederholende, hypnotische Läufe und Tribals zurückgreifen, auch Raiana passt sich dem mit ihrem Gesang ganz hervorragend diesem Bild an.

In "Broken" zeigt sich die Sängerin fast schon zart und zerbrechlich und erinnert stimmlich ein wenig an Dacia Bridges. Ähnlich wie diese, besitzt auch Raiana eine unglaublich vielseitige Stimme. So hat "Inside" dank ihr fast schon etwas Poppiges. Auch musikalisch extrem reduzierte Nummern wie "It" oder die schöne Ballade "Alone" leben hauptsächlich von ihrem Organ. Etwas opulenter in Sachen Melodien geht es bei "Breathing Deeper" zu und mit dem ordentlich rockenden "Now It Never Ends" erhöht sich zum ersten Mal seit dem Opener wieder das Tempo.

Mit dem dreiteiligen "Find Your Way" gehen die hypnotischen Aspekte schon beinahe in tranceartige Zustände über. Die ersten beiden Teile beginnen lediglich mit akustischen Gitarrenakkorden und Gesang, um dann langsam in eine toolartige Rhythmik überzugehen. So hat der dritte Teil schon beinahe etwas Indianisches an sich. Das eignet sich bestimmt gut für einen Besuch in der Schwitzhütte oder wahlweise der nächsten Sauna. Allerdings nur, wenn man nicht ständig das Bild von Raiana im Kopf hat ...

Das abschließende "Stay All Night" beginnt ebenfalls mit akustischer Gitarre und Gesang, steigert sich zum Ende hin aber immer mehr. Aber mal im Ernst: Wen zur Hölle muss diese Frau schon beinahe anflehen, die ganze Nacht bei ihr zu bleiben?

Trackliste

  1. 1. It's Yours
  2. 2. Let It Go
  3. 3. Broken (What Could've Been)
  4. 4. Test My Faith
  5. 5. It
  6. 6. Envy
  7. 7. Breathing Deeper
  8. 8. Inside
  9. 9. Rubberhead
  10. 10. Now It Never Ends
  11. 11. Empty
  12. 12. Find Your Way, Pts. 1&2
  13. 13. Alone
  14. 14. Find Your Way, Pt. 3
  15. 15. Stay All Night
  16. 16. Datatracks

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1 Kommentar

  • Vor 16 Jahren

    Irgendwie werde ich nicht ganz schlau aus der Rezension. :???:

    Um es mal zu sagen: KHZ is Anabolica. Du sagst ja selbst mit tranceartigen Sound.

    Dann der verwirrende Hinweis auf RTLII. Das haben sie nicht verdient. Natürlich überfordert KHZ RTLII und 9live Zuschauer, aber ist das hier die Frage ? Wer Dieter Bohlen zu Rate zieht, um zu beurteilen, ob KHZ einen guten Job machen, kann auch bei Big Brother auftreten.

    Es gibt soviel Schrott, das solche Indie-Bands etwas mehr pushing against the mainstream von Euch gut gebrauchen könnten.

    Leute, andernfalls kommen diese Bands in D erst an, wenn wir in Rente gehen und uns solche fantastische Musik gar nicht mehr leisten können.

    Ok, Raiina ist die Pump-gun und die Band liefern die Dum-Dum-Geschosse dazu. Und das ganz ohne Acid oder Ecstasy.

    Ich finde, KHZ macht einen guten und ehrlichen Sound, der voll abgeht.

    Change your frequency - Grüsse Ronald
    :klatbier: