laut.de-Kritik
Zwischen zerrissenen Jeans und Designerklamotten.
Review von Stefan JohannesbergBei Bryan Adams definiert sich der Pop/Rock in Person. Kein anderer Künstler repräsentiert dieses Genre so konditionsstark und mit so viel Leidenschaft wie der kanadische Superstar. In den Achtzigern füllte er als poppiger Rocker noch die größten Stadien des Erdballs, zum neuen Jahrtausend hin schrumpft er als rockiger Popper musikalisch auf Clubgröße.
Passend zu seiner Deutschland-Tour präsentiert Bryan den Fans nun eine Special Tour Edition des 99er Best Of-Albums.
Der Unterschied zur ersten Version von "The Best Of Me" liegt einzig und allein in der Bonus Disc der neuen Tour-Ausgabe. Acht rare Live-Aufnahmen zumeist aus Südafrika, die zwischen alten Klassikern wie dem unvermeidlichen Halbstarken-Hit "Summer Of '69" oder der Mid Tempo-Hymne "Cuts Like A Knife" und leichtverdaulichen Pop-Songs neueren Datums wie "Cloud Number 9" oder "Have You Ever Really Loved A Woman" wechseln.
Die Melange aus jungem Rebell in zerrissenen Jeans und sich jungfühlendem Mitt-Vierziger in Designerklamotten zieht sich durch das ganze Album. Auf der einen Seite Bryans Rock-Phase, die mit dem 91er Werk "Waking Up The Neighbours" und dessen Hits "Can't Stop This Thing We Started" und "(Everything I Do) I Do It For You" endet, auf der anderen die erwähnten poppigen Lieder seit 1996.
Auch wenn Bryan verständlicherweise versucht, seine neuen Songs zu etablieren, erreichen sie doch mit Ausnahme des Mel C-Duetts "When You're Gone" nicht den einstigen Klassikerstatus. Zu austauschbar, zu seicht enden Adams Adaptionen der Pop-Musik, und zum Besten von Bryan Adams gehören "Let's Make A Night To Remember" oder "The Only Thing That Looks Good On Me Is You" sicherlich nicht.
Leider fallen jenen Mittelmaß-Tracks wichtige Kracher zum Opfer. Wo sind zum Beispiel die Mega-Balladen "Heaven" und "Straight From The Heart"? Kein Weg führt "Into The Fire", und die "One Night Love Affair" erlebt man auch nicht. Der poppige Rocker ist Geschichte, der rockige Popper dominiert - zumindest auf Platte. Live dagegen können sich die Fans wohl wieder auf einen erdig-ehrlichen Adams freuen.
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