laut.de-Kritik
Saufgelage, Frauengeschichten und Lebenskrisen.
Review von Deborah KatonaDass die BeNuts ziemlich schmerzfrei sind, bewiesen die Münchener auf ihrem 2001er Album "Nutty By Nature". Man sang von den Vorzügen der Masturbation, Selbstmord im Schulsport und darüber, wie man quasi aus Versehen einfach mal seine gesamte Familie zur Strecke bringt.
Nun schreiben wir das Jahr 2009 und der Wille zur Selbstgeißelung scheint nicht mehr ganz so stark zu brennen wie noch vor wenigen Jahren. Glatter wirkt die Produktion, unauffälliger die Songs.
Die Band, die in diesem Sommer Ska-Aufklärungsarbeit in Rumänien betrieb, fordert nun also: "Shut Up And Dance!" Schon der Einstieg lädt zum Tanzen ein: "Hey, come on! We got everything we need to come alive!" Im Falle der BeNuts bedeutet das: Bläser, Mid- bis Uptempo und ihr Molotov-Offbeat.
Dies wird gewohnt und gekonnt bei jedem der 15 Tracks eingesetzt. Häufiger als bei früheren Alben kommt auch die Orgel zum Einsatz. Mit altbekannten Skabeats bewaffnet, bitten die Münchener ihre Fans zum Tanz. Mal in Englisch, mal auf Deutsch. Sänger El Konno probiert sich ebenso in Russisch, Französisch oder Spanisch - insgesamt acht Sprachen bedient sich die Band diesmal.
Da findet sich im Booklet schon mal ein Text komplett in chinesischen Schriftzeichen ("Mai Nichi"). Genauso verhält es sich bei dem östlich anmutenden "Wa'lhamdu Li'llah", wobei die arabischen Trompetenzwischenspiele im Uptempo besonders großes Lob einheimsen.
Den besoffenen Russen mimt El Konno sehr überzeugend bei "Wodka Poesd" - allerdings mutet der Track längst nicht so spannend und mitreißend an wie einst "Russia" oder "Katjusha". Dennoch kann man dem BeNuts-Ausspruch "In Russia We Dance Ska Ska Ska" auch in Deutschland noch getrost zustimmen.
Vergleiche mit älteren Alben kommen ebenso im Track "Ska Beach" auf, bei dem sich Parallelen zu "Ska Summer Night" nicht nur im Titel ziehen lassen. Textlich korrespondiert der Song gar sehr mit "Skaska City". Damals hieß es noch: "I wanna live in skaska city, where the beer tastes good and the rude girls are pretty." Heute reimt man eben: "Ska Beach, got a girl, a fag, a drink / Ska Beach, is just waiting there for you an' me."
Diese teilweise zu starke Ähnlichkeit könnte darauf zurückzuführen sein, dass in den 15 Jahren Bandgeschichte eben bereits alle Themen abgegrast wurden, die ihr Bereich zulässt: Saufgelage, Frauengeschichten, Lebenskrisen. Die Gruppe kommentiert dies so: "Silky moonlight shinin' down and it feels so good to hear that same ol' song again, again, again, again."
In "Schnauze Voll" singen die BeNuts dann: "Wir sind nicht reich, nicht schön, keine Superstars - vielleicht nicht mal Mittelmaß." So tief, wie sie da auch stapeln, ein wenig Recht geben muss man ihnen schon. Sie sind exzellenter als das Mittelmaß, das sei hier nicht angezweifelt.
An Glanzzeiten mit "Slam", "Tic Toc" oder "Monkey On My Back" kommt die Platte leider nicht heran. Bestes Album ist und bleibt wohl der Skabomber "Sex Sells" von vor fünf Jahren. Aber vielleicht sollte ich jetzt einfach meine Klappe halten und anfangen zu tanzen.
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