laut.de-Kritik
Aggressive Attitüde, pompöse Arrangements.
Review von Philipp GässleinBushidos erstes Album seit dem Split mit Aggro Berlin muss sich ganz besonderer Begutachtung unterziehen: Kann Azad als Fler-Ersatz ähnlich harmonieren? Gelingt es dem New Kid On The Block, seine Aggressivität beizubehalten? Und schließlich: Als wie groß wird der Einfluss des Majorlabels auf Bushidos Schaffen sein?
Bushidos letzte Alben, "Carlo Coxxx Nutten" und "Vom Bordstein Bis Zur Skyline" wurden mit kompromisslosen, energiegeladenen Hardcorebeats zu Klassikern. Für das aktuelle Album lud er sich nach eigenen Angaben alle Produzenten ein, mit denen er schon immer mal zusammen arbeiten wollte. Die Liste ist lang: Alt-Homie Ilan, die Beathoavenz, D-Bo, Rasputin und nicht zuletzt Altmeister DJ Desue. Das endet in teils mehr, teils weniger gelungenen Versuchen, die eigenen Stile mit Bushidos Powerattitüde zu vermischen.
Doch auch Bushido selbst hat seine Beats weiterentwickelt. Das belegt er in "Electro Ghetto" recht eindrucksvoll, indem er den typischen druckvollen Bass mit verzerrten Synthies kunstvoll arrangiert. Dafür bleibt zumindest textlich alles beim Alten. Bushido sucht ohne ein wirkliches Konzept möglichst eindrucksvolle Reime und landet auch hin und wieder mal einen Volltreffer. Wer in "Kopf Hoch" auf die Beathoavenz einen Reim wie "Ich bring' mein Album raus und krieg' dafür den Grimmepreis, ihr könnt alle kommen weil ich locker auf euer Image scheiß" legt, sammelt schon mal Pluspunkte. Andere Reime wirken aber auch zu gewollt konstruiert: "Mir scheißegal ob du ein krasser warst, tut mir leid, denn ich hab keinen Platz im Arsch".
Am stärksten ist Bushido, wenn er den Bad Guy spielt und mit simplen Beats und aggressiven Reimen die Gehörgänge planiert. "Typisch Ich", "Teufelskreis", "Gemein Wie 100", alle können auf ihre Weise voll und ganz überzeugen. Andere Tracks profitieren von hervorragenden Featureparts: In "Gangbang" ist es Bass Sultan Hengzt, in "Deutschland Gib' Mir Ein Mic" Sentino. Ansonsten muss hier natürlich der Bozz Azad erwähnt werden, der gemeinsam mit Goldkehlchen Bossbitch Berlin das orientalisch anmutende "Feuersturm" zum vielleicht besten Track der Platte macht. Andere Entdeckungen Sonny Blacks machen ihre Sache weniger gut: Dauerfeaturegast Baba Saad und King Ali können von den Skillz her ihrem Gastgeber leider nie das Wasser reichen. Nach eigenen Angaben ist es Bushidos neu gewonnene künstlerische Freiheit bei Universal, der ungeahnt deepe Tracks wie "Hoffnung Stirbt Zuletzt", "Nie Wieder" oder das unheimlich schöne Liebeslied "Schmetterling" ihre Existenz verdanken.
Bushido 2004, das heißt mehr Spielerei, weniger Aggression. Vielen Rapfans dürfte diese Entwicklung zwar gefallen, gerade denjenigen, die an Sonny Black seine kompromisslose Härte schätzen, allerdings weniger. Ob diese Tendenz sich bestätigt, wird die Zukunft zeigen: Bereits in einem Jahr will das New Kid On The Block sein nächstes Album droppen und dann die Beat-Zügel wieder in den eigenen Händen halten.
7 Kommentare mit 6 Antworten
Ans Vor- und Debütalbum konnte er wohl nicht rankommen, dennoch schafft er hier ein Album dass es immer noch mit den meisten der Rapszene aufnehmen kann. Scheinbar war noch etwas Material von vor der Universalzeit da, zumindest wirkt er hier teilweise noch à la Aggro Berlin und schön aggressiv. Das Intro ist fast perfekt, besser kann man in ein Album nicht reinsteigen, und so gehts dann eigentlich auch weiter, diesmal nur mit ein bisschen mehr Schnulz.
Insgesamt also ein wirklich gutes Album was an der 4/5 kratzt.
zweiter
Ein Album dass ich heute noch feier. Von den Beats her bestimmt das beste Bushido-Album.
Und Dritter.
Flasht mich bis heute nicht so hart wie VBBZS oder CCN. Vor allem die ganzen unerträglichen Skits die die komplette, an sich recht geile, Atmosphäre kaputt machen addiert mit den, ein Stück zu konstruierten, Billig-Reimen führen bei mir leider nur zu einem Bushido-Album zweiter Klasse, auch wenn teilweise schon ganz nette Tracks drauf sind.
Immernoch großes Schweigen in Sachen Schläge für die Werder-Frontfrau. Wars das, wird er das einfach totschweigen? Welcher Interviewer wird sich trauen da nachzuhaken?
Garret, gibt es im Forum mittlerweile mehr dazu? Oder hat Congo das Thema verboten? Mich interessiert das.
wird denke ich todgeschwiegen werden. spätestens wenn CCN3 kommt, schreit da kein Hahn mehr nach.
Kann natürlich auch sehr gut sein, dass BILD das einfach frei erfunden hat. Dennoch ist diese Schweigetaktik sehr verdächtig. Werde am Thema dran bleiben.
Meine tägliche Surf-Routine hat folgende Bild-Plus-News zu Tage gebracht:
http://www.bild.de/bild-plus/unterhaltung/…
sie werden sich wieder zusammenraufen, so wie es erwachsene und intelligente menschen nunmal tun. kein grund diese harmlose storie so durch den wolf zu drehen
Ich dreh nix durch den Wolf, würde nur die Ehrenmann-Frage gerne geklärt wissen. Wer so sehr auf sein Ehre pocht, bei dem darf man dann auch mal nachhaken.
Electro Ghetto war im Nachhinein betrachtet dann doch klar schlechter als die Releases, die während und vor seiner Aggro Zeit erschienen sind. Hätte sich Bushido damals noch einmal Mühe gegeben, im passenden Umfeld bewegt und sich nicht total aufs Kohle machen fokussiert, wär vielleicht noch einmal was Gutes bei rumgekommen. Songs wie das Intro, Electro Ghetto usw. zeigen ja, dass da vor zehn Jahren noch was im Köcher war. Letztendlich ist Electro Ghetto dann aber doch der erste Schritt nach unten geworden, denn er hat früh erkannt, dass er einfach irgendwas aufnehmen kann und die Leute es kaufen. Schade.
3/5.