laut.de-Kritik

Ninas Stimme klingt präsent wie nie zuvor.

Review von

Mehr als fünf Jahre mussten ihre Fans seit "Gran Tourismo" darben. Ausgangspunkt für ihre neue Platte "Long Before Daylight" war ein Hotelzimmer in Los Angeles vor ungefähr zwei Jahren. Die Band hatte nach ihrem letzten Album nur hier und da mal telefoniert oder eine E-Mail geschickt. "Die Luft war raus zum Ende der aufreibenden monatelangen Tour quer durch die Welt", meinten die vier damals. Zu dem Zeitpunkt war es alles andere als klar, ob es überhaupt mit den Cardigans weitergehen würde. Jeder bastelte entweder an einer eigenen Karriere oder schrieb Songs für andere Bands. Eigentlich trafen die vier sich ohne große Erwartungen im Tonstudio und entdeckten dort aber dann doch wieder die Freude daran, zu viert Musik zu machen.

Melancholische Liebeslieder, wie man sie von den Cardigans kennt, sind selbstverständlich auch auf der neuen Platte zu finden. Natürlich ist die Musik der Band nicht unbedingt schwere Kost, aber vielleicht braucht man das ab und zu, um richtig abschalten zu können. Aber warum denn eigentlich nicht? Nina Persson, die Sängerin der Gruppe, hat die perfekte Stimme für verliebte Pärchen, die sich abends bei einem Glas Rotwein aneinander kuscheln. Warum etwas ändern, dass schon gut ist?

Gleich der erste Track "Communication", natürlich ein Liebeslied, hat einen wunderschönen Refrain, wie ihn nur Nina mit ihrer zarten weichen Stimme so eindringlich rüber bringen kann. Die richtig melancholischen Stücke wie "03.45: No Sleep" oder auch "And Then You Kissed Me" sollte man besser nicht bei Liebeskummer hören. Denn selbst bei guter Laune spürt man schnell einen Kloß im Hals.

Auf der Platte finden sich aber auch schnellere Stücke, wie zum Beispiel "You're The Storm". E-Gitarren untermalen die eingängige Melodie, und der eindeutig zweideutige Text entfaltet reichlich Schwung. Ganz besonders rockt "A Good Horse", in dem Nina beweist, dass ihr Gesang sich auch bei härterer Musik hören lassen kann.

"Long Gone Before Daylight" ist abwechslungsreiche, atmosphärische Musik, bei der Ninas Stimme präsent klingt wie nie zuvor. Dabei klingt das Album sehr ernst und tiefgründig, wie eh und jeh. Cardigans-Kritiker behaupten ja, dass sich die Songs alle gleich anhören. Wenn man aber genau darauf achtet, wird man merken, dass die Platte mehr zu bieten hat, als den typischen Cardigans-Sound.

Trackliste

  1. 1. Communication
  2. 2. You're The Storm
  3. 3. A Good Horse
  4. 4. And then You Kissed Me
  5. 5. Couldn't Care Less
  6. 6. Please Sister
  7. 7. For What It's Worth
  8. 8. Lead Me Into The Night
  9. 9. Live And Learn
  10. 10. Feathers And Down
  11. 11. 03.45: No Sleep

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