laut.de-Kritik

Neues Label - neues Glück?

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Der winterliche Aufgalopp der alten Pop-Diven geht nach den Werken von Whitney Houston und Toni Braxton mit Mariah Careys Comebackalbum "Charmbracelet" in die nächste Runde. Mariahs letztjähriges "Glitter"-Desaster fährt seit Monaten schon auf der Straße der Vergessenheit, und so steht die weiße R'n'B-Lady mit ihrem neuesten Werk am Scheideweg: klettert sie zurück an die Spitze, oder haben ihr die jungen Wilden wie Christina Aquilera endgültig den Rang abgelaufen?

Neues Label - neues Glück, heißt Mariahs Motto der Stunde. Mit dem Hip Hop-Label Def Jam im Rücken ruft sie ihre eigene Firma "Monarc" ins Leben und schließt damit zu den Rap-Marktführern von Roc-A-Fella Records auf. Wie es der Zufall so will, gibt sich dann auch Jay-Z mit seinen Schützlingen Freeway, Cam'ron und Just Blaze auf dem Album die Ehre. Logisch also, dass moderne Beats und Hip Hop-Feeling einen großen Teil der Platte dominieren.

Der Jiggaman selbst tritt bei "You Got Me" in Erscheinung, wo Just Blaze wie immer die Vocals bis zum Erbrechen pitcht. Bei "Boy" recycelt der Produzent dann einen Cam'ron-Beat. Überhaupt Recycling. Bei "Irresistible" wird der alte Ice Cube-Klassiker "You Know How We Do It" und bei "You Had Your Chance" der Dr. Dre-Hit "Nuthin' But A G-Thang" verwurschelt. Dabei passt Mariahs sanft-hohe Stimme gar nicht zu diesem Sound im Gegensatz zu Kollegin Braxton zum Beispiel.

Careys Stärken liegen deswegen eher auf der balladesken Ebene. Doch auch hier schleimt sich viel Flaches und Einfallsloses aus den Boxen. Nur "Through The Rain" und das ihrem verstorbenen Vater gewidmete "Sunflowers For Alfred Roy" können dank selten erreichter Tiefe überzeugen. Zudem entfaltet sie beim rockigen Def Leppard-Cover von "Bringin' On The Heartbreak" eine Stimmgewalt, die das Blaue vom Himmel förmlich herunter zwingt. Leider viel zu selten.

Gefangen zwischen schmalzigen Balladen und bouncenden Club-Tracks setzt sich Mariah Carey zwischen alle Stühle. Weder Fisch noch Fleich liefert das nette Pop-Sternchen mit "Charmbracelet" ab. Da helfen auch die sehr tiefen Einblicke in das Körperleben wenig, die sich uns im Booklet bieten. Eine Aguilera ist halt musikalisch wie erotisch einfach eine Ecke knackiger.

Trackliste

  1. 1. Through The Rain
  2. 2. Boy (I Need You)
  3. 3. The One
  4. 4. Yours
  5. 5. You Got Me
  6. 6. I Only Wanted
  7. 7. Clown
  8. 8. My Saving Grace
  9. 9. You Had Your Chance
  10. 10. Lullaby
  11. 11. Irresistible (West Side Connection)
  12. 12. Subtle Invitation
  13. 13. Bringing on the Heartache
  14. 14. Sunflowers for Alfred Roy
  15. 15. Through The Rain - Remix featuring Kelly Price and Joe

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