laut.de-Kritik
Hier tanzt die Kaiser Party durch die Bloc Chiefs-Schickeria.
Review von Jasmin LützCartridge ist englisch und heißt soviel wie Farbbandkassette, Kartusche oder im technischen Sinne auch Knautschelement. "Enfant Terrible" kommt aus dem Französischen und steht für schlimme/schreckliche Kinder. Beides zusammen kommt aus Dänemark und klingt nach einer ordentlichen Retro-Gitarren-Synthie-Schrammel-Orgie.
Cartridge sind vier Jungs, die mit ihrem Tourbus auf der Reeperbahn eine Panne hatten und unter diesen Umständen glücklicherweise auf ein freundliches Label namens Records & Me trafen. Lebe lieber ungewöhnlich. Ihre EP "Nowhere Fast" sorgte bereits 2005 in der deutschen Liebhaber-Szene, für vorwiegend positive Reaktionen. Da soll noch mal einer sagen, in Dänemark ist nix los. Wären Cartridge aus Leeds, Manchester oder Liverpool, der Aufschrei wäre größer und der NME hätte mit diesem Debüt "Enfant Terrible" den nächsten großen Hype am Start.
"Coma State" beginnt euphorisch und alles andere als komatös. Im dazugehörigen Video beweisen Mathias, Alex, Thomas und Niels, dass sie alles andere als Aufputschmittel brauchen. Die Power liegt in ihren gutgelaunten Popstücken. Der irre Blick von Sänger Mathias erinnert an P.I.L. und natürlich sind auch altbewährte Helden musikalisch in der dreizehnteiligen Tanzparade nicht zu überhören.
Kurt Cobain steigt zum Beispiel in "Out Of Joint" kurz wieder aus seinem Grunge-Sarg. Das dänische Quartett schwimmt manchmal ein wenig zu offensichtlich, charmant-lächelnd auf der lang anhaltenden englischen Retro-Welle mit. Hier tanzt die Kaiser Party durch die Bloc Chiefs-Schickeria. Stücke, wie "Enfant Terrible" oder "Well, It All Comes Down To" durchrütteln locker eine gewisse poppige Schotten-Dynamik.
Die lange Referenzliste sollte man den Jungs allerdings nicht übel nehmen. Man taucht gerne in den verliebten Sound von "Enfant Terible" und durchforstet temporeich das Beste aus den 80ern und 90ern der beliebten Independentgeschichte. HITS! HITS! HITS!