laut.de-Kritik
Die werdende Mutter frönt der kitschigen Seite des Soulpops.
Review von Eberhard DoblerDie Behauptung, Pop/R'n'B-Sängerin Sarah Connor tauge allenfalls zum One-Hit-Wonder, dürfte spätestens nach ihrem Album "Unbelievable" und der Kollaboration mit Wyclef Jean Makulatur sein. Letzterer war damals von ihrer Stimme so hingerissen, dass er sie gar in einem Atemzug mit Whitney Houston nannte. Und Sarahs dritter Longplayer "Key To My Soul" wird die Erwartungen des Mainstreams und der Fans auch vollauf befriedigen.
Mit dem erprobten Erfolgsrezept aus weichem Pop, R'n'B und harmlosen Beats schickt sich die talentierte und sympathische Sängerin erneut an, in die Fußstapfen Houstons oder Mariah Careys zu treten. Und es gibt keinen hörbaren Grund, weshalb die melodiöse Single "Music Is The Key" mit der New Yorker Accapella-Band Naturally Seven oder das an Coolio erinnernde "Love Is Color-Blind feat. TQ" nicht in Chart-Clubs jenseits des Atlantiks rotieren könnte. Was die Qualität der Produktionen angeht, müssen sich die werdende Mutter und ihre Produzenten vor Branchen-Kolleginnen wie Christina Aguilera oder Britney Spears wahrlich nicht verstecken.
Mit samtweicher, manchmal lasziv angerauter Stimme frönt die 23-Jährige der kitschigen Seite des Soulpops ("Just One Last Dance" oder "Two Becomes One") ebenso, wie sie es versteht, ihre Hüften zu gängigen R'n'B/Latin-Grooves ("Hasta La Vista!") zu bewegen. Bei "My Intuition" versucht sie sich an Elektronik im Stile Mirwais' bzw. Madonnas und bleibt (wie erwartet) erschreckend harmlos. Sound-Experimente und innovative Arrangements müssen eben auch bei Sarah Connor glattgebügelten Standard-Rhythmen weichen. Fast so, als fürchte sie den Kampf mit der Riege uninspirierter Casting-Show-Absolventen. Schade eigentlich, denn gerade jenen hätte sie eine Lektion erteilen sollen.
"I'm Gonna Find You (Osla Suite)" erinnert an Michael Jacksons Urban-Style. Und ähnlich wie Jacko auf seinem jüngsten Album wollte oder wagte Connor den Sprung zum nächsten Sound-Level nicht. Von Madonna könnten beide inpuncto Entwicklung musikalischer Visionen wirklich lernen. Bei den Studio-Sessions zu "Key To My Soul" blieb von besagter Seele der Songs eher die Hülle übrig - so schön und emotional ihre Stimme auch wirken mag.
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