laut.de-Kritik

Durchwachsenes Comeback nach vier Jahren Pause.

Review von

Der Opener scheint die Sorge älterer Fans des irischen Geschwister-Quartetts zu bestätigen: dass The Corrs nämlich die traditionellen Folk-Elemente, die die ersten Alben auszeichneten, immer mehr vernachlässigen. Und dass die frische Lebendigkeit der Musik immer öfter vom Reinlichkeitsfimmel der neuerdings engagierten Mainstream-Produzenten erstickt würde.

Doch nachdem erste einfache Strophe- und Refrainzeilen wie "summer sunshine, I miss you, summer sunshine, I kiss you" abgenudelt sind, besinnt sich die Produktion wenigstens noch auf eine andere trademark und belebt das Songfinale mit mehrstimmigen Backingvocals. Der zweite Song "Angel" eröffnet zwar mit knackigem Basslauf und fiedelt und flötet in den Refrains, klingt aber trotzdem mehr nach Bryan Adams.

Auch in den folgenden Songs nutzen die Geschwister kaum ihre stimmliche Vielfalt. Meist bestreitet Leadsängerin Andrea allein die Vocals, Gitarrist und Keyboarder Jim, Geigerin Sharon und Schlagzeugerin Caroline bleiben auf ihre Instrumentalistenrollen beschränkt. Wo letztere doch einmal ans Mikro dürfen, wie etwa im tränenreichen Abschiedsgruß an die Mutter namens "Goodbye", dann weniger um Kontraste zu setzen, als vielmehr um die dramatische Wirkung im Gleichklang zu verstärken.

Zum Glück haben sich The Corrs bis hierher noch nicht völlig verausgabt, das Beste kommt erst noch. Das von Bono, Gavin Friday und Maurice Seezer geschriebene "Time Enough For Tears" war zwar bereits auf dem Soundtrack zu Jim Sheridans "In America" zu hören, passt aber mit seiner melancholischen Stimmung trotzdem gut hierher.

"Humdrum" geht textlich mal nicht in die gefühlsschwangere Richtung und lässt wie das folgende "Even If" die keltische Herkunft der Protagonisten wenigstens anklingen. Anders als erwartet, erklingen im Titelstück dann doch noch schöne mehrstimmige Harmonien zu prickelnden Rhythmen, wenn das irische Quartett auf die südafrikanische Gesangstruppe Ladysmith Black Mambazo trifft. Mit eingängiger Melodie und lebendigem Vortrag macht Andrea Corr glaubhaft, dass sie sich zu "Baby Be Brave" vom Songwriter Ryan Adams inspirieren ließ.

Zum Schluss setzt "Silver Strand" noch einmal einen starken Kontrast. Das bereits Mitte der 90er entstandene Stück verdeutlicht, wie weit die Iren sich mittlerweile von ihren traditionellen Ursprüngen entfernt haben. Ingesamt hängt "Borrowed Heaven" zu oft durch, um als der große Wurf nach immerhin vier Jahren Pause gelten zu können.

Trackliste

  1. 1. Summer Sunshine
  2. 2. Angel
  3. 3. Hideaway
  4. 4. Long Night
  5. 5. Goodbye
  6. 6. Time Enough for Tears
  7. 7. Humdrum
  8. 8. Even If
  9. 9. Borrowed Heaven
  10. 10. Confidence
  11. 11. Baby Be Brave
  12. 12. Silver Strand

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