laut.de-Kritik
Bewegende Liebeserklärungen mit Orchesterbegleitung.
Review von Giuliano BenassiWenn das keine Überraschung ist: Für sein neues Album ist Elvis Costello beim renommiertesten klassischen Label, Deutsche Grammophon, untergekommen. Somit befindet er sich in der erlauchten Gesellschaft von Interpreten und Dirigenten wie Leonard Bernstein, Herbert von Karajan, Claudio Abbado oder Anne-Sophie Mutter. Um nicht alle klassischen Komponisten von Vivaldi oder Bach über Beethoven bis hin zu Mozart zu erwähnen.
Ob es sich hierbei um eine Neuorientierung der Plattengesellschaft oder um eine Auszeichnung für Costello handelt, sei dahin gestellt. Fest steht, dass der Engländer nach dem rockigen "When I Was Cruel" (2002) auf "North" wieder leisere Töne anschlägt. Dabei handelt es sich um Stücke, die er auf Tour sowie im vergangenen Herbst in New York komponierte und anschließend mit Klavier, Bass, Schlagzeug und Orchesterbegleitung aufnahm. Lediglich der Bonus Track "Impatience" wartet mit E-Gitarre und karibischer Atmosphäre auf.
Das Ergebnis würde aus Michelle Pfeiffers Lippen im Film "Die Fabelhaften Baker Boys" durchaus sexy klingen. Costello müht sich dagegen im tieferen Bereich seiner Stimme ab und liefert ein Ergebnis, das melancholisch, aber auch verliebt wirkt. Das ist wohl kein Zufall, denn trotz Beteuerungen seinerseits, dass der Titel "North" nichts zu bedeuten habe, soll er eine Hommage an seine neue Lebensgefährtin, die kanadische Jazzmusikerin Diana Krall, sein.
Wenn es so wäre, dürfte Krall stolz sein. "Diese wenigen Zeilen widme ich einem wunderbaren Mädchen, das in meinem Mantel eingewickelt ist" haucht Costello zärtlich zu Beginn von "Still" ins Mikrofon, begleitet vom renommierten Brodsky Quartet. In "Let Me Tell You About Her" meint er zwar, dass "manche Dinge zu persönlich sind, zu intim, um sie zu verbreiten, ein Gentlemen redet nicht darüber, und dieser wird es auch nicht tun", dafür endet "I'm In The Mood Again" mit einem romantischen Bild: "Ich bette meinen Kopf auf schönes Leinen und Satin, fern von den Verrückten, die in Manhattan wohnen, während das Empire State Building den Himmel erleuchtet. Ich bin in guter Stimmung, ich bin wieder in guter Stimmung".
Schon seine Zusammenarbeiten mit Burt Bacharach zeigten, dass Costello die Fähigkeit besitzt, romantische Lieder zu schreiben. Mit "North" beweist er noch einmal mehr, dass er ein Ausnahmekünstler ist. Bar jeden Kitsches gelingt es ihm hier, eine wunderschöne, bewegende Sammlung an Liebesliedern vorzustellen.
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