laut.de-Kritik
Dieser Gänsehaut-Soul könnte sogar Amerika erobern ...
Review von Alexander EngelenJoy Denalane will es wissen. Der Titel First Lady des deutschen Souls ist ihr nicht genug. Das Ziel: Amerika, dort wo alles begann. Die erste Hürde dahin hat sie bereits genommen. Die Webseite okayplayer.com - das Zuhause von The Roots - nahm das neue Album "Born & Raised" in ihre Now Hear This-Sparte auf und widmete Joy Denalane wohlverdiente Aufmerksamkeit. Eine Ehre, die vor ihr erst zwei Nicht-Amerikanern zuteil wurde.
Wie ernst es der Berlinerin mit den Plänen ist, zeigt "Born & Raised" mit musikalischer Stärke und imposanter Gästeliste: Mit den Rappern Lupe Fiasco und Raekwon sowie Produzenten-Legende No ID angelte sich Joy zudem Ami-Features der Güteklasse A. Außerdem spielten erstklassige Musiker, die sonst für Bilal, D'Angelo, Stevie Wonder, Musiq oder Q-Tip arbeiten, das Album komplett live ein.
Unter der Federführung von Ehemann Max Herre entstand so ein musikalisch dichtes und facettenreiches Soul-Album, das produktionstechnisch den Vorbildern aus den USA in nichts nachsteht. Dank der Zusammenarbeit mit diesen Musikschaffenden steht Joy Denalane auf der Schwelle zum (Neo-) Soul-Mekka Philadelphia. Eine Stadt, die in der Vergangenheit Künstler hervorbrachte, mit denen sich die Sängerin nun messen muss: Jill Scott, Jaguar Wright, Erykah Badu oder Angie Stone.
Es liegt wohl an der anvisierten Kompatibilität mit dem amerikanischen Markt, dass sich Joy von ihren auf dem letzten Album "Mamani" omnipräsenten afrikanischen Wurzeln entfernt. Die Neuauflage von "Im Ghetto Von Soweto" mit dem Titel "Soweto '76 - '06" zeugt davon als letztes rudimentäres Merkmal. Erklangen auf Teil eins jedoch noch Bongo-Trommeln und afrikanische Bläser, zeigt Teil zwei musikalisch neben Funk-Rhythmus und Jazz-Trompeten nur mit spärlichen Shout-And-Response-Rufen in Richtung Johannesburg. Von ihrer Spiritualität, die Joy in der Vergangenheit Vergleiche mit Erykah Badu einbrachte, ist auf "Born & Raised" wenig zu hören.
Der Rest der Instrumentals trägt eindeutig die Handschrift Max Herres, ist dabei aber durch und durch amerikanisch. Bestes Beispiel: der Opener "Change". No ID lacet dafür die wunderbaren Pauken und Trompeten von Mayfields Impressions' (Young Jeezy lässt grüßen!), Joy brilliert stimmlich, und Chi Towns-Wunderkind Lupe Fiasco legt einen 1A-Part aufs Parkett: "Before we go forth, we gotta take'em back." Genau so muss Soul sein. Eine Meisterleistung aus Querverweisen gelingt Joy außerdem in Kollaboration mit Wu-Tangs Raekwon ("Heaven Or Hell"). Die Neuauflage vom gleichnamigen Klassiker auf "Only Built For Cuban Linx" geht im neu-arrangierten Beat wie vor elf Jahren unter die Haut. Joy zaubert darauf ihre Strophen ohne jede Beanstandung. Sie kennt die Drums nur zu gut. Mit den FK-Allstars präsentierte auf dem gleichen Beat jahrelang Freundeskreis' "Erste Schritte".
So rückwärtsgewandt wie die Songs mit Lupe und Lex Diamond anmuten, präsentiert sich das Gesamtbild der Platte nicht. Eine kleine Auswahl: Glockenspiel, Boom Bap und klassischer Strophe/Chorus/Bridge-Songaufbau machen die erste Single "Let Go" zu einem starken Stück kontemporären Souls. Für "One In A Million" schrauben die Frankfurter Bock Auf'N Beat-Jungs ein so simple wie herausragende Pop-R'n'B-Nummer zusammen. Auf "Stranger In This Land" platziert Joy stimmgewaltig ihre von Zweifeln und Ängsten geplagte Geschichte auf klagende Piano-Strings - Gänsehaut-Musik im Jahre 2006.
An der Qualität von "Born & Raised" soll es nicht liegen, wenn es mit dem Erfolg im Mutterland des Souls nicht funktioniert. Dafür haben Joy, Max und ihr gemeinsames Team zu gute Arbeit geleistet. Man darf aber nicht vergessen, dass Madame Denalane auf unbekannten Wegen unterwegs ist. Den Sprung nach Amerika hat vor ihr noch keine deutsche Soul-Sängerin geschafft. Dem Traum so nahe war jedoch auch noch niemand.
30 Kommentare, davon 24 auf Unterseiten
hab mit der suchfunktion das thema noch nicht gefunden, also, hoffe gibts noch nicht...
na ja, kommen wir zum thema:
joys neue platte ist ein meisterwerk, da stimme ich der review zu. ich finde joy bringt gewisse elemente von erykah baduh mit, dass sie mit der platte auch in den Staaten erfolg haben könnte, steht für mich ausser frage, mit lupe fiasco grad DEN angesagtesten rap-durchstarter amerikas sich ergattert, auch die andern features sind klasse...max herres handschrift ist schon zu erkennen, da stimm ich zu... jedenfalls eine geile platte, endlich mal wieder smoother gute laune soul, optimal für romantische dates
was meint ihr?
Naja, DEN angesagtesten.. Er hatte den grössten Hype, aber all die Trash Talker wie Young Dro, Jibb's und co. machen trotzdem mehr Umsatz.
sie hätte lieber bei der deutschen Sprache bleiben soll - das hattte sie unique gemacht. jetzt ist sie eine oder vielen... und an Erykah Baduh kommt sie eh nicht ran!
gut, das mit dem uniquen stimmt, also wenn sie beim deutschen geblieben wäre, dann hätte sie immer noch dieses einzigartige, aber sie wollte ja "den wurzeln des souls so nahe wie möglich kommen" aber na ja, stimmlich finde ich hat sie immer noch was von erykah....das kaliber erreicht sie natürlich nicht, das stimmt schon
hab mir das album letztens angehört..find das voll schön..is sooo entspannend..
ne ich finds gut dass sie auf englsich von der berlin wall singt^^
was sind eure lieblingssongs?
bei mir 1)change
2) let go
4)heaven or hell
5)one in a million
11)born and raised
muss sagen,dass ich noch net sooo intensiv hören konnte..aba insgesamt ist das echt eines der besten soul alben seit langen die ich gehört habe..wenn ich die platte anlege,entspannen sich alle nerven und muskeln...^^
Joy ist super!
Hab mir jetzt neulich die CD gekauft und höre zur Zeit nur Denalane.
O.K. auch noch n bißchen Corinne Bailey Rae, aber Joy ist besser
"Let Go" ist klasse!!
Ist da irgendwer letzte Woche auf dem Konzert in Frankfurt gewesen?
Ist für mich zu weit, um nur für ein Konzert hinzufahren.
Denke aber, es war bestimmt super schöööön!
Stimmt's?