laut.de-Kritik

Ein intimes Rendez-Vous mit der zierlichen Sängerin.

Review von

Die zierliche Frau mit der verträumten Stimme hat gerne Menschen um sich, die sie seit langem kennt, mit denen sie auf einer sehr persönlichen Ebene vertraut ist. Tanya Donelly braucht die Geborgenheit von Freunden als Zündschlüssel für ihren Kreativmotor. Der läuft mit "Whiskey Tango Ghosts" endlich wieder über Albumlänge und setzt auf ihrem dritten Longplayer zudem überraschende neue Akzente. Klavierakkorde drücken den elf Songs ein ums andere Mal ihren Stempel in Moll auf.

Der Opener "Divine Sweet Divide" kann als Paradebeispiel für das erweiterte Soundkostüm der Tanya Donelly gelten. Sachte haucht sie die Eröffnungszeile "I have lost something" ins Mikrofon. Nun versprüht gleich, so lehrt es die jahrelange Belly/Donelly-Erfahrung, der Akkord einer akustischen Gitarre seine schlichten Reize. Erwartungshaltungen sind etwas schönes. Vor allem, wenn sie konterkarriert werden, wie mit "Divine Sweet Divide", einer von freundlicher Melancholie durchzogenen Ballade, dezent mit Stimme und Klavier in Szene gesetzt.

Elizabeth Steen am Tasteninstrument ist der einzige Neuzugang im aktuellen Line Up. Ansonsten begleiten mit Ehemann Dean Fisher und Multiinstrumentalist Rich Gilbert, der ansonsten in der Band von Ober-Pixie Frank Black spielt, zwei langjährige musikalische Weggefährten das neue Album. Bei "Story High" wächste die Donelly-Familie gar noch um Ex-Throwing Muses-Drummer Dave Narcizo an. Das ist genau die Rückendeckung, die Tanya Donelly bei ihrem bisher mutigsten Album braucht.

Wie nie zuvor vertraut Tanya Donelly auf die Macht ihrer Stimme. Gitarre, Drums und Bass gesellen sich schmückend dazu, nehmen aber nie eine wirklich tragende Funktion ein. Sie fungieren vielmehr als dramatische Stützen, die den Songs ein wenig Schmuck um den Hals legen. Notwendig sind sie nicht. "Butterfly Thing", um nur einen Song des neuen Albums herauszugreifen, würde auch als Acapella prima funktionieren. Ein solches gibt es am Ende mit "Dona Nobis Pacem" als Hidden Track.

Der Schlüssel zu den Songs von Tanya Donelly liegt in der Kraft ihrer Stimme. Schüchtern und nicht selten verletzlich gibt sie sich und macht "Divine Sweet Devide" zu einer intimen Angelegenheit. Hier kommen die Donellys langjährige Freunde und Studiopartner wieder ins Spiel. Sie nehmen sich auf "Divine Sweet Devide" musikalisch zurück wie nie und sind doch gleichzeitig präsent wie nie. Sie sind die Familie, aus der Tanya Donelly die Sicherheit und Geborgenheit schöpft, die sie beim Komponieren braucht.

Trackliste

  1. 1. Divine Sweet Divine
  2. 2. Every Devil
  3. 3. Whiskey Tango
  4. 4. Just In Case You Quit Me
  5. 5. Butterfly Thing
  6. 6. My Life As A Ghost
  7. 7. The Center
  8. 8. Golden Mean
  9. 9. The Promise
  10. 10. Story High
  11. 11. Fallout

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Tanya Donelly

Der kommerzielle Erfolg ihrer Alben sei für sie nebensächlich, solange genug Geld für die nächste Platte dabei rausspringe, hat Tanya Donelly einmal …

Noch keine Kommentare