laut.de-Kritik
Ideal, um im Schneidersitz ein wenig Yogi-Tee zu schlürfen.
Review vonSeufz, nach fünf Jahren ist Enya wieder da. Aber bevor wir an dieser Stelle in irgendwelche Sentimentalitäten verfallen, betrachten wir das neue Album der Irin doch mal ganz nüchtern. "A Day Without Rain" ist vergleichbar mit einem Hamburger. Nicht mit einem Bürger der Stadt Hamburg, sondern mit einem dieser Wabbelbrötchen mit einem Fleischklumpen dazwischen. Warum? Nun gut, lasst mich meine Hypothese erläutern.
Stellen wir uns vor, dass einer vom Hunger gepackt wird, seine Füße ihn zu einer Fastfood-Kette tragen und er sich eines dieser fleischbelegten Brötchen bestellt. Noch bevor er das gute Stück auf seinem Tablett hat, weiß er genau, was ihn erwartet. Maximal eine Abweichung in der Anzahl der Sesamkörner oder der Größe der Gurkenscheibe ist zulässig. Doch was zum Geier hat das mit Enya zu tun?
Wer einmal seinen musikalischen Appetit mit Enya gestillt hat, der wird ein vergleichbares Gefühl beim Hören des neuen Albums haben. Die Melodien und Arrangements erinnern an die Stücke der Vorgänger-Alben, die für Enya charakteristische mystische Mischung aus Folk, Pop und New Age bildet das Gerüst für die Songs. Es handelt sich auch hier ohne nennenswerte Ausnahmen um nachdenkliche Stücke, die etwa bei Tempus Vernum an Choralgesänge erinnern.
Enya liefert Musik, die dazu einlädt, sich im Schneidersitz auf den Boden zu hocken, ein wenig Yogi-Tee zu schlürfen und in die dunkle Stille eines Herbstabends hinein zu meditieren. Das ist sicher nicht verwerflich, aber genau diese Art von Musik findet man auch auf ihren bisherigen Alben. Wozu also ein neues Album, dessen knapp 35 Minuten vermutlich nicht mal ausreichen, um wirklich tief in andere Sphären abzutauchen?
Aber genau so wie es Leute gibt, die nicht genug von Hamburgern kriegen können und sofort in den nächsten Fresstempel stürzen, wenn ihre wabbeligen Lieblinge mit einer neuen Sauce im Angebot sind, wird es auch hier Menschen geben, die sich wie die Geier auf das neue Werk von Enya stürzen. Ähnlich wie die eingeklemmte Frikadelle ist sie ein Verkaufsschlager und mit über 44 Millionen verkauften Platten die erfolgreichste Künstlerin Englands und Irlands. Und selbst die Tatsache, dass dieses Album insgesamt wenig neues bringt, wird ihren Erfolg nicht abreißen lassen. Selbst Wabbelbrötchen, die immer gleich schmecken, werden fleißig konsumiert!
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