laut.de-Kritik
Alternative Rock zwischen Radiotauglichkeit und Underground.
Review von Eberhard DoblerWie viele alternative Rockbands braucht die Welt eigentlich? Berechtigte Frage. Unabhängig davon bleiben die 1992 gegründeten Everclear dank des Songwriter-Talents ihres Band-Chefs eine sichere Bank. Besonders Melodien, die ins Ohr gehen und auch mal hängen bleiben, erschafft Art Alexakis mit seinem Alternative Rock zwischen Radiotauglichkeit und bodenständigem Underground.
Ein gutes Gespür für rollend angerotzte Arrangements kommt hinzu. Wenn kompakte und melodiöse Refrains anstehen, weiß die Band genau, was die Stunde geschlagen hat. Die mächtige Produktion tut ein Übriges. Trotzdem geht der Wiedererkennungswert der einzelnen Stücke über Albumlänge etwas verloren. Die Dramaturgie des gemeinen Rock-Songs beherrscht das Trio aus Portland dennoch perfekt, wie das kräftige "I Want To Die A Beautiful Death" oder die melancholischen Midtempo-Stücke "New Blue Champion" und "TV Show" eindringlich zeigen.
Die fürs Album etwas untypische Single "Volvo Driving Soccer Mom" dürfte von Everclears Rock Star-Beitrag inspiriert worden sein. Gehen "Blackjack" oder der "Hidden Track" recht straight und rüde zur Sache, bleibt "Chrysanthemum" akustisch und dominieren "Science Fiction" oder "A Beautiful Life" Streicher-Parts.
Textlich bleibt Alexakis mit seiner Meinung diesmal nicht hinterm Berg. So beschäftigt sich der Ex-Punker seit längerem intensiv mit sozialen und politischen Themen. Zudem zählt er seit 2000 zu den erklärten Bush-Gegnern. Im Prinzip gibt es auf "Slow Motion Daydream" keinen schwachen Song. Auch wenn "Sunshine (That Acid Summer) oder "A Beautiful Life" am ehesten durch klischeehafte Chords und Licks auffallen.
Everclear rocken untem Strich schlüssig und poppig. Eine gute Platte für Menschen, die emotional nicht alleine gelassen oder nicht vor den Kopf gestoßen werden wollen. Denn auf Sound-Experimente oder Überraschungseffekte braucht niemand zu warten. Everclear verpassen jedem Track aber trotz ihres einheilichen Song-Konzepts ein eigenes Gesicht. Langeweile ist irgendwie anders.
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