laut.de-Kritik

Gegen die Kriegs-, Terror- und Hysterie-Hysterie.

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18 Minuten und 25 Sekunden genügten Green Day früher, um in diese Zeitspanne sechs Songs zu quetschen. Anno 2004 hat sich das gewaltig geändert. In knapp einer Stunde zelebrieren Billy Joe Armstrong, Trés Cool und Mike Dirnt einen musikalischen Parforceritt der Extraklasse. Aus den Kindsköpfen des Spaßpunks sind mittlerweile gestandene Familienväter geworden. Mit "American Idiot" vollziehen sie die musikalische Metamorphose; aus der musikalischen Puppe, die sich mit "Warning" ihren Kokon sponn, schlüpft nun der Punkrock-Schmetterling in Form eines Konzept-Albums.

Die Geschichte dreht sich um drei Personen (Jesus Of Suburbia, St. Jimmy, Whatsername), die jede auf ihre Weise versuchen, mit den herrschenden Zuständen umzugehen. Hoffnungslos und desillusioniert erscheint ihre Welt. Flucht aus dem Alltag, Verzweiflung und Wut beherrscht die Szenerie. Die Situation der drei Protagonisten deckt sich mit dem Bild, das Bush-Gegner von der aktuellen Lage der USA haben. Green Day kommen also doch noch aus ihrem apolitischen Schneckenhäuschen heraus, um ein Statement gegen die allgegenwärtige Sicherheits- Kriegs-, Terror und Hysterie-Hysterie abzugeben.

18 Minuten und 25 Sekunden ist dabei die Spielzeit, die sie den zwei zentralen Stücken "Jesus Of Suburbia" und "Homecoming" zugestehen. Kaum zu glauben, dass ein Green Day-Track über neun Minuten keinerlei Längen aufweist und trotz stilistischer berg- und Talfahrt stets wie ein Ganzes wirkt. Die knapp dreiminütigen Punkbrecher finden sich natürlich auch wieder, stellen jedoch nur eine kleine Facette des Sounds dar, der ansonsten perfekt produziert und auf eine superspannende, professionelle Art und Weise rüber kommt, die trotz hörbare Professionalität nicht abgespackt klingt.

Lediglich "Are We The Waiting" tönt etwas pathetischer, als es ihm gut zu Gesicht steht. Die bereits auf "Warning" ins Bild integrierte akustische Gitarre trägt eine Vielzahl der Songs; neben den beiden erwähnten Epen auch das hervorragende "Boulevard Of Broken Dreams".

Neben dem Mut zu einem Konzeptalbum und der musikalischen Vielseitigkeit fällt die wieder gewonnene Songwriter-Stärke auf. So viele Singalongs und Tanzbodenbrecher wie auf "American Idiot" hatten Green Day selbst zu "Dookie"-Zeiten nicht im Programm. Wer das Trio also bereits abgeschrieben hatte, sollte seine Meinung revidieren, und diejenigen, die sie immer noch in der Kiddiepunk-Ecke sehen, sollten sich ganz dringend einweisen lassen.

Trackliste

  1. 1. American Idiot
  2. 2. Jesus Of Suburbia
  3. 3. Holiday
  4. 4. Boulevard Of Broken Dreams
  5. 5. Are We The Waiting
  6. 6. St. Jimmy
  7. 7. Give Me Novacaine
  8. 8. She's A Rebel
  9. 9. Extraordinary Girl
  10. 10. Letterbomb
  11. 11. Wake Me Up When September Ends
  12. 12. Homecoming
  13. 13. Whatsername

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