laut.de-Kritik

Springt zwischen Genre-Grenzen, als würde er 'Himmel und Hölle' spielen.

Review von

Der Kalifornier Ben Harper wird in seiner Heimat schon länger ordentlich abgefeiert, und auch hierzulande hat er sich inzwischen eine ansehnliche Fangemeinde zusammenmusiziert. Die Referenzen für Harpers musikalisches Oeuvre sind unüberhörbar bei Folk, Blues und Reggae zu suchen.

Man kennt und liebt Harper in erster Linie für seine soulvollen Balladen, die er hingebungsvoll mit seiner markanten samtigen Stimme näselt. Das Musikerkind Harper ist vielseitig interessiert und inspiriert, was in seinen Songs immer wieder nuancenhaft durchbricht. Auch auf seinem fünften Album in zehn Jahren "Diamonds On The Inside" springt er zwischen Genre-Grenzen, als würde er 'Himmel und Hölle' spielen.

Mit "With My Own Two Hands" eröffnet ein klassischer Roots Reggae Tune, der mit seiner romantisch-naiven Weltverbesserer-Message auch eine Co-Produktion von Cat Stevens und Bob Marley sein könnte. Nichts desto trotz oder gerade deshalb gleich zu Beginn eines der gelungensten Stücke des Albums.

Der Titeltrack ist ein für Harper recht typicher Folk/Blues-Song, allerdings ein etwas beliebiger - "Diamonds On The Inside" klingt insgesamt in meinen Ohren ein Tick zu sehr an eine amerikanische Mittvierziger-Zielgruppe gerichtet. Wunderbar dagegen "When She Believes": herrlich vorsichtig ergänzt Harpers Stimme die leise Instrumentierung. Wie der Künstler selbst sagt ist dieser Track von Grand Dame Edith Piaf beeinflusst. Tatsächlich transportieren die zarten Streicher und das rar eingesetzte Akkordeon ein bisschen Montmartre-Luft. "Amen Omen" lebt genau von dieser Langsamkeit und Behutsamkeit, die zum Verweilen und Gedanken schweifen lassen einlädt.

Daneben greift der 30-Jährige immer dann, wenn es laut wird. "Temporary Remedy" ist nichts als einfallsloser, nervtötender Bluesrock und offenbart nicht unbedingt die Schokoladenseite von Harpers musikalischem Talent. Zum Abgewöhnen. "So High So Low" trifft den Nagel auf den Kopf. So hoch ich seine Musik schätze, wenn sie Soul hat, so tief fällt meine Meinung bei derart uninspirierten Gewaltausbrüchen. Dazu brauch ich keine Ben Harper-Schallplatte, es gibt Duzende Musiker, die das besser können.

Noch so einen zweifelhaften Kandidaten stellt "Bring The Funk"- der Titel sagt wohl alles. Das muss man mögen oder skippen. Neuinterpretationen der guten alten Funkmusik könnten spannend sein, leider sind sie das in den seltensten Fällen. Ben Harper tut seinen Teil, um die Menge an Negativ-Beispielen noch weiter auszubauen.

In meinen Ohren sind Harpers stärkste Stücke jene, in denen er mit seiner berühmten Gitarre allein zu sein scheint ("She's Only Happy In The Sun") und die Wärme seiner Stimme deutlich im Vordergrund steht. Experimente in Sachen Rock und seine betont spirituellen Eskapaden ("Picture of Jesus") seien ihm gegönnt, auch wenn man sie nicht immer als gelungen empfinden muss. Harper ist eben ein hand made Musiker der alten Schule, der sich mit Händen und Füßen gegen sich schließende Schubladen zu verwehren scheint. Und wie hoch man ihm das auch anrechnen will, bleibt trotzdem ein weinendes Auge: man hat von ihm schon Besseres gehört.

Trackliste

  1. 1. With my own two hands
  2. 2. When it's good
  3. 3. Diamonds on the inside
  4. 4. Touch from your lust
  5. 5. When she believes
  6. 6. Brown eyed blues
  7. 7. Bring the funk
  8. 8. Everything
  9. 9. Amen omen
  10. 10. Temporary remedy
  11. 11. So high so low
  12. 12. Blessed to be a witness
  13. 13. Picture of Jesus
  14. 14. She's only happy in the sun

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