laut.de-Kritik
Rock'n'Roll-Scheibe mit enorm viel Atmosphäre.
Review von Joachim GaugerAm Anfang könnte man meinen, die Zeit sei stehen geblieben. Mit "Steppin' Out" eröffnet Joe Jackson seine aktuelle Live-Compilation, ganz so, als wolle er nahtlos an die legendäre "Live 1980/86" anknüpfen, die mit eben jenem Song ausklang. Und tatsächlich gibt Jackson auf der im August 2003 aufgezeichneten Scheibe wieder den Rock'n'Roller reinsten Blutes.
Vergessen sind zum Glück die hehren Ansprüche, Rock und Klassik, Tag und Nacht, Himmel und Hölle oder was immer für Gegensätze zu vereinen. Mit Stücken wie "One More Time" oder "Look Sharp" unternimmt Jackson eine Zeitreise zu seinen Anfängen, und die Besetzung Gitarre, Drums, Bass bringt den schwungvollen Drive der frühen Jahre bestens zur Geltung.
Dabei geht die Band sehr konsequent und geradlinig zu Werke, teilweise bleiben Jackson und seine Mitstreiter so nahe am Original, dass man sich nicht immer sicher ist, ob man wirklich eine Neueinspielung hört. Erst im weiteren Verlauf der Konzerte nehmen sich Jackson und seine drei Mitstreiter etwas mehr Freiheiten heraus.
Da deutet etwa eine zuverlässig tuckernde Basslinie an, dass "Fools In Love" einfach immer Getriebene sind, auch gönnt Mr. Jackson dem Song ein schönes neues Keyboard-Solo. Im folgenden "Love At First Light" setzt er sich gar ans Klavier; das wird die einzige Verschnaufpause bleiben, denn die folgenden Tracks setzen wieder ganz auf Tempo und Drive.
Zwar wurde die Scheibe an verschiedenen Orten in Kalifornien (San Francisco, Anaheim, Los Angeles und San Diego) aufgezeichnet, dafür haben die Produzenten die Aufnahmen nicht mehr nachträglich bearbeitet. So hört man jeden Zwischenruf des Publikums, jeden Schnaufer der Akteure und natürlich jeden Fehler. Das macht "Afterlife" zu einem feinen und sehr lebendigen Live-Album ohne großen Kunstanspruch, dafür mit um so mehr Atmosphäre.
Noch keine Kommentare