laut.de-Kritik
Der Groß-Wesir des Klassik-Rock wirft allen Bombast über Bord.
Review von Joachim GaugerBeim ersten Hören will man es gar nicht glauben! Kann denn wirklich wahr sein, dass ausgerechnet Joe Jackson, der Groß-Wesir des Klassik-Rock, der Wanderer zwischen den musikalischen Welten, seine gewaltigen musikalischen Ambitionen mit den einfachen Mitteln des Rock'n'Roll zu erfüllen versucht? Sein neues Album "Volume 4" klingt jedenfalls wie ein einziges Déjà vu.
Schon im Opener "Take It Like A Man" klingt der Rock'n'Roll so frisch und lebendig, wie er dies seit "Look Sharp" nur noch selten tut. Wie auf diesem ersten Album von Joe Jackson verhindern überraschende Wendungen in Melodie, Harmonik und Rhythmus, dass die Musik allzu leicht zu konsumieren ist. So gibt das Becken den Vier-Viertel-Takt vor, während die Steel-Drum Breakbeats und der Bass knochentrockene Synkopen einstreuen.
Auch die folgenden beiden Stücke "Still Alive" und "Awkward Age" erinnern stark an die Jahre von 1978 bis 1980, in denen die Joe Jackson Band drei stilbildende Alben veröffentlichte, um sich danach viel zu früh aufzulösen. "Ich glaube, dass auch ein entwurzelter Reisender manchmal an einen vertrauten Ort zurückkehren muss", erklärt Jackson seinen Entschluss, über 20 Jahre später die alten Recken noch einmal zusammen zu rufen, um eine vierte Scheibe einzuspielen.
Vielleicht war es Sentimentalität, die die Reunion der Joe Jackson Band ermöglichte. Vielleicht sucht der "entwurzelte Reisende" aber auch eine neue Orientierung, nachdem er in seinen letzen Platten alle Konventionen über Bord geworfen und alle Grenzen gesprengt hatte. Bereits auf "Night And Day II" (2000) hatte die Sehnsucht nach einem 'sinnstiftenden' Rahmen ja zu seltsamen Auswüchsen geführt; die exzessive Verwendung des Drumcomputers macht die Platte fast unhörbar.
Dagegen geht "Volume 4" wahrlich butterweich ins Ohr. Emotionsgeladene Balladen im Mittelteil des Albums und Ausflüge in andere Stilregionen z.B. des Ska ("Thugz 'R' Us") beweisen, dass Jackson nicht einfach nur zum Anfang zurückkehren, sondern schon so etwas wie ein Resümee ziehen wollte. Dass er dafür seine alte Band reanimiert hat, kann den Fan nur freuen. Wenn er aus dem Staunen heraus ist.
3 Kommentare
ein grandioses album der jjb - mit dem bestechend genialen graham maby am bass – passender sound zu einem eingeschwemmten wochenausklang
bei joe habe ich es aufgegeben, den noch irgendjemandem zu empfehlen. der wird doch schon seit ewigkeiten total unterschätzt
wie wahr ein absolut verkanntes, geniales musikgenie - geniess seinen sound und lass die irgendjemand in ihrer dumpfen soundwelt bratzen