laut.de-Kritik
Neo-Neue Deutsche Welle zwischen Ideal und Silbermond.
Review von Veronika AchatzZugegeben: Was Jennifer Rostock betrifft, habe ich Vorurteile. Denn grundsätzlich bin ich gegenüber Bands skeptisch, die sich auf dem Cover mit Emofrisuren darstellen. Außerdem ist mir schon die Albuminfo zu mutwillig auf frech getrimmt. Da steht unter anderem, dass Bandmentor Werner Krumme beim ersten Kontakt mit seinen Schützlingen fragte: "Was macht ihr denn da für Scheißmusik?". "Arschloch" sei die Antwort Jennifer Rostocks gewesen.
Was solls. Angestachelt von der Ignoranz des bösen Erwachsenen, setzt man sich damals auf den Hintern und macht aus der Musik etwas, das "mehr auf die Fresse" geht. Gleich im Anschluss färbt man sich die Haare schwarz und lässt sich eins-zwei-drei-vier Piercings stechen. Auf geht's zum medienwirksamen Auftritt bei Stefan Raabs Bundesvision Song Contest. Immerhin reicht es dort für den fünften Platz.
Na gut, das ist noch keine Qualitätsgarantie. Aber eine Chance hat die Band wohl verdient, denke ich. Schon nach den ersten beiden Songs muss ich gestehen: Ich finde das Gehörte gar nicht mal so schlecht. Sängerin Jennifer ist mit einem interessanten Nena-meets-Debbie Harry-Organ gesegnet und kreischt, schnurrt, kiekst sich mit viel Durchhaltevermögen durch die Songs ohne, wie es scheint, ein einziges Mal Luft zu holen.
Dabei sind die Texte erstaunlich intelligent, metaphorisch und sarkastisch. So, wie sie vielleicht auch aus der Annett Louisan-Feder stammen könnten. Mal geradeheraus genug, um Herzen ehemaliger Tic Tac Toe-Fans zum hüpfen zu bringen. Mit ihren punkig angehauchten und mit 80s-Keyboards versetzten Rock'n'Roll-Klängen dürften Jennifer Rostock aber auch den Nerv der Zeit treffen.
Halt! Man muss es nicht übertreiben. Denn sagen wir, wie es ist: Jennifer Rostock halten die schmutzige Spaß-Deutschpunk-Schiene nicht konsequent genug durch. Sobald die Synthies mal aufhören, provozierend zu schnarren und die Frontfrau kurzzeitig die Arroganz ablegt, klingen Jennifer Rostock harmlos. Juli lassen grüßen.
Irgendwo zwischen Neuer Deutscher Welle und Neo-Neuer Deutscher Welle - sprich: zwischen Ideal und Silbermond - rocken sich Jennifer Rostock aber trotzdem voller bester Absichten den Allerwertesten ab. Mal mehr, mal weniger erfolgreich. "Ins Offene Messer" hat ein gesundes Maß an Anerkennung verdient. Trotz Emo-Frisuren auf dem Cover.
19 Kommentare
Ich finde das Album absolut klasse läuft z.Zt. auf Highrotation bei mir... Am besten gefallen mir "Feuer" "Kopf oder Zahl" und "Nichts tät ich lieber"
Greetz Franky
was für eine scheiße. klingt wie mia und ideal in sehr sehr schlecht und ohne charme.
Bissel angehört - schon deutlich schlimmeres gehört. Errinert mich teilweise bischen an The Distillers (nicht an den alten sachen )
Wer weiss was nach 1-2 Alben passiert
zuviel metal im gesicht.
yo stimmt.
die alte sieht aus wie ein tannenbaum.
ohne den ganzen metal würde die ganz gut aussehen