laut.de-Kritik
Selbst ist der Mann.
Review von Alexander CordasSelbst ist der Mann - diese Devise steht seit 1989 hinter den Platten von Lenny Kravitz. Auch das Album "Lenny" ist allein ein Produkt seiner höchst eigenen Hände: nachdem er endlich sein eigenes Studio mit Seeblick gebaut hat, stimmt auch die Arbeitsumgebung.
Allerdings hat das auch so seine Kehrseite: Selbst wenn Lenny sagt, er komme einfach nicht mit anderen Musikern zurecht, und er höre lieber auf "den kleinen Mann in seinem Kopf" - ein bisschen mehr Abwechslung hätte hier schon gut getan. Zugegeben: Bei vielen Stücken klingt der Sound einen Tick anders als früher, seien es die zahlreichen Balladen oder eher handfeste Stücke wie "Bank Robber Man". Zudem wagt er sich häufiger als früher an elektronische Spielereien heran. Trotzdem hat man fast immer das Gefühl eines Déja Vu: "Verdammt, diese Melodie kenne ich irgendwo her."
Löbliche Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel: "Believe in me" hat durchaus das Zeug zu einem Hit. Ironischer Weise entstand es aus Versehen: Lenny spielte eine Melodie, fand sie zu langweilig und war schließlich so frustriert, dass er alles bis auf die Rhythmus-Instrumente und ein paar Minimal-Melodien rauswarf.
Ebenfalls leidlich innovativ, aber trotzdem gut sind "Dig In" mit seinem Dubbed-Gitarren-Sound und dem breiten Bass, und der für mich beste Track: "Let's Get High". Genauso ordentlich verzerrte Gitarren und die unglaublich "chilligen" Drums erzeugen hier am ehesten den Eindruck, den der Maestro selbst von seinem Werk hat: "Es klingt irgendwie wie eine Sound-Wand, die auf dich zukommt. Es ist so was wie eine riesige (Sound-)Collage, die dich ins Gesicht trifft."
Alles in allem kann man von der Platte enttäuscht sein, wer Lenny Kravitz kennt und liebt wird aber auch hier auf seine Kosten kommen. Wer allerdings ein Sammelsurium von Hits wie "Fly Away" erwartet, dem sei abgeraten: Drei gute Tracks sind etwas wenig. Das Album ist eben, was der Titel verspricht: "Lenny", nicht mehr und nicht weniger.
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