laut.de-Kritik
Mainstream-Rock von den Newcomern aus Alabama
Review von Michael SchuhMuß es dem bandeigenen Sound abträglich sein, wenn man öffentlich die Liebe zu Motley Crue preisgibt und gleich hinterher schiebt, daß die aus Jugendtagen herrührende Liebe zu Stadionrock ebenfalls noch präsent ist?
Mars Electric, neue Rock-Hoffnungsträger aus Birmingham, Alabama, beschäftigen sich nicht mit solcherlei Imagefragen. Angesichts der auf dem Debutalbum zu Tage tretenden kompositorischen Fähigkeiten ist das auch nicht weiter tragisch. Von den vier smarten Jungs hat noch keiner die Altersgrenze 26 erreicht, und dennoch klingen die Arrangements der zwölf Songs auf "Beautiful Something" profihaft ausgereift. Großen Anteil am Klangresultat haben auch zwei ältere Semester: Neil Young-Produzent Greg Archilla sowie Mixing Supervisour Kevin Shirley (Aerosmith, Black Crowes) wachten über die Regler.
Und außerdem über zwölf durchgehend eingängige Rocksongs, die dem Mainstream zwar nicht entschlüpfen können, aber doch all denen gefallen dürften, die einer Band nicht den Anspruch aufzwängen, den Gitarrenpop neu zu erfinden. Verwirrend finde ich dabei nur, daß die vier gestylten Amis auf den zahlreichen Bildern im Booklet eher den Eindruck vermitteln, als planten sie mit ihrem Look den Sturm auf die weibliche HIM-Fanbase.
Die Haare auftoupiert, neue Trendy-Klamotten von der Vorschußkohle am Körper und schwarzer Nagellack; so sieht das Style-Konzept der Jungrocker aus, um wieder dem Traum mit dem Stadionrock näher zu kommen. Doch für solch hehre Ziele ist der auf Dauer ziemlich einschläfernde Bon Jovi-Rock dann doch nicht innovativ genug und einfach zu langweilig. Vielleicht hätte es etwas mehr Motley Crue sein sollen, zumindest was das Tempo angeht. Dann wäre der Traum vom Radio-Airplay aber bestimmt geplatzt.
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