laut.de-Kritik
80er Dancepop-Murks und andere perfide Anschläge auf die Musik.
Review von Joachim GaugerDie ersten fünf Tracks kannste gleich knicken. Kylie selbst gibt zu, dass der Charterfolg von "Spinning Arround" sich mehr dem Video verdankt und den heißen Höschen, die sie darin trägt: "Meine beste Anschaffung", sagt sie. Erwähnung verdient allenfalls das "Loveboat", das etwas flotter abgeht als der vorige Diskomurks. Der Gedanke an Formatradios drängt sich auf und die Frage: macht es eigentlich einen großen Unterschied, ob man zehn Millionen auf dem Konto hat, oder zwanzig?
"Koocachoo", nach "Loveboat" der zweite von mehreren Songs aus Kylie Minogues Feder, ist auch nicht gerade der Reißer, klingt aber mit seinen vereinzelten Breaks und Samples in dieser Umgebung wild und modern. Dass die Schöne durchaus einen Sinn für gute Musik hat, hat sie Mitte der neunziger Jahre bewiesen. Nach der Trennung vom Produzententrio Stock/Aitken/Waterman gelangen ihr plötzlich ein paar feine Songs, das Duett mit Nick Cave ("Where The Wild Roses Grow") war da sozusagen nur die Spitze des Eisbergs.
Auf "Light Years" blitzt solches Können höchst selten auf. "Bittersweet Goodbye" deutet feines Songwriting an und verdeckt es sogleich unter dicken Streicherteppichen. "Under The Influence Of Love" erinnert an Donna Summer, wohingegen "Kids" mit viel Schwung und schmutzig-krachigen Gitarrenriffs als einziges Stück wirklich zu überzeugen vermag. Ist ja auch von Robbie Williams.
Der Titeltrack und vor allem "Your Disco Needs You" (nochmal!) sind dann wieder perfide Anschläge auf den Glauben an gute Musik. Ein anderes Ideal war hier erstrebt. Waren's nicht die Millionen, dann vielleicht der Wunsch, möglichst vielen zu gefallen oder irgend ein anderes doofes goldenes Kalb. Schade.
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