laut.de-Kritik

Der Bullgod knabbert am Geduldsfaden.

Review von

Ja da schau her! Der Bullgod ist wieder mit von der Partie. Die apokalyptische Gestaltung des Covers weckt Erwartungen an den Inhalt, Wyndorf würde die Welt in einem Anfall an Destruktivität in den Abgrund stürzen und den Deckel mittels Schweißgerät hermetisch versiegeln. Chaos, Wut, Gewalt und Zerstörung lachen dem Betrachter mit einem wahnsinnigen Blick in der Fratze entgegen.

Der Schein könnte nicht mehr trügen! Gut zu wissen, dass Wyndorf dem Label schon vor der Entstehung der Songs ein Plattencover abliefern musste, denn die Tracks des Albums Nummer eins nach dem schlaftablettenbedingten Zusammenbruch des Sängers könnten nicht weniger mit der künstlerischen Gestaltung des Booklets zu tun haben.

Dave Wyndorf widmet sich dem Minnesang und verfasst ein Loblied an die Frau an seiner Seite. Die Songzeile "Goddamn, you're a sight to see, ain't never felt this before" liest sich ein wenig cheesy. Darf Dave das? Dave darf das! Dass Dave das darf!! Hey, die Olle hat ihn nach seinem Absturz quasi wieder auf die Beine gestellt, insofern ist es sozusagen ihr Recht, vom Liebhaber besungen zu werden.

Der Track geht aber auch absolut in Ordnung. Sehr sixties-mäßig, mit feinen Rasseln zu Beginn, scheint tatsächlich die Sonne vom Firmament herab und verbreitet eine wohlig-warme Atmosphäre. Im schönen (für MM-Verhältnisse) Lo-Fi gehalten, strahlt gerade dieser Song stellvertretend für das ganze Album eine sehr legere Attitüde aus. Auf liebgewonnene Trademarks muss man dennoch nicht verzichten.

Mit der Songzeile des Jahres, "Well I'm back, I've got a cock made out of platinum", startet Wyndorf in den heimlichen Opener. Richtig schön auf die Zwölf, mit textlichen Absurditäten ("I just got a mission that I can't turn down, killing Nazi zombies in a German town") fliegt hier die Kuh eindeutig am höchsten und weitesten.

Zuvor widmet sich der Magnet-Kopf im selbstreflexiven "4-Way Diablo" den - Gott sei Dank durchwanderten - medikamenteninduzierten Abgründen und damit einher gehendem Realitätsverlust. Etwas zahm steigen Monster Magnet damit in das Album ein, passender wäre wohl der Platinpimmel-Song gewesen.

Es ist jedoch nicht alles Gold, was da glänzen möchte. "You're Alive" steigt mit zwirbeligem Gitarrengeschrammel ein, folgt im weiteren Verlauf Tom-Attacken der Marke "AC/DC", macht jedoch spätestens beim Refrain jedweden guten Ansatz zunichte. Ein monotones "You're alive, you're alive, baby you're so alive"-Geshoute raspelt verdächtig engagiert am Geduldsfaden.

Der Ordner mit der Aufschrift "Hätte nicht unbedingt sein müssen" füllt sich im Laufe der Spielzeit noch um ein weiteres Kapitel. Das Stones-Cover "2000 Light Years From Home" schnupfelt unspannend glatt am Ohr vorbei, weg damit! Demgegenüber stehen aber auch positive Ausreißer. Ein engagiert vorgetragenes Instrumental ("Freeze And Pixelate") versprüht zwar nicht mehr den supersonischen, drogenverseuchten Riff-Wahnsinn eines "Ego, The Living Planet", geht aber dennoch in Ordnung.

Zuvorderst ist hier aber ein wunderbar melancholisches und selbstbemitleidendes Lamento namens "Little Bag Of Gloom" erwähnenswert. Lediglich von sakral tönenden Orgelklängen begleitet, beleuchtet Wyndorf im Selbstgespräch den Weg bis zur erlösenden Erkenntnis. Logisch, dass genau dieses Stück den Hörer aus dem Album hinaus geleitet. Was gäbe es hiernach noch zu erzählen?

Monster Magnet sind Anno 2007 immer noch dabei, was eigentlich die schönste Nachricht ist. Dass "4-Way Diablo" letztendlich zwar ein gutes Album, aber nicht der erhoffte große Reißer wurde, ist da fast schon nebensächlich.

Trackliste

  1. 1. 4 Way Diablo
  2. 2. Wall Of Fire
  3. 3. You're Alive
  4. 4. Blow Your Mind
  5. 5. Cyclone
  6. 6. 2000 Light Years From Home
  7. 7. No Vacation
  8. 8. I'm Calling You
  9. 9. Solid Gold
  10. 10. Freeze And Pixelate
  11. 11. A Thousand Stars
  12. 12. Slap In The Face
  13. 13. Little Bag Of Gloom

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13 Kommentare

  • Vor 17 Jahren

    Für mich das zweitbeste Album nach "Dopes to Infinity", ganz klar. Einziger schwacher Titel: "You're Alive", da geb ich dem Rezensenten recht. Wer ordentliche Triperfahrung mit sich bringt, wird die Produktion und die Songs zu schätzen wissen. Auch das alte Metal-Gepose kommt natürlich nicht zu kurz, aber die Songs sind eingängiger und durchdachter geworden. "No Vacation" und "Blow Your Mind" sind fantastisch, ebenso "2000 Lightyears from Home", das auf psychedelische Weise sofort ins Ohr geht.

    4/5 hätte es schon verdient, man muss nur richtig zuhören.

  • Vor 17 Jahren

    für mich ebenso das beste seit "dopes...".
    liegt evtl. daran, dass ich ebenso genügend triperfahrungen mit bringe, wie mein vorredner.
    meine favoriten auf der platte sind "cyclone",
    "a thousand stars" und das erwähnte "2000 lightyears...", "das auf psychedelische Weise sofort ins Ohr geht" ...

    was lernen wir wieder daraus?! ...über musik zu schreiben, ist wie zu architektur zu tanzen (warum lese ich bloß trotzdem immer wieder plattenkritiken?!)

    ach ja...der refrain von "you're alive" ist echt nervtötend, aber diese hervorhebung hat der song auch garnicht verdient, weil er einfach der schwächste auf der ganzen scheibe ist...

    geb dem album sogar 5/5

  • Vor 17 Jahren

    Ich bin ja weniger triperfahrener als meine vorredner, und auch, was Monster Magnet anbelangt, eher ein Anhänger ihrer Dicken-Hose-Phase (will heissen, Powertrip und Monolithic Baby)... an denen beiden gemessen geht das Album in Ordnung... nicht der Ueberkracher wie Powertrip, aber immerhin gleichgut als Monolithic...

    und ja, You're Alive ist echt nervtötend (und erinnert mich zudem noch an Marylin Manson)

  • Vor 17 Jahren

    Insgesamt ist die Platte nur okay. Klar, Wall of Fire ist da einer meiner Favoriten genau wie No Vacation und I'm Calling You. Immerhin haben Monster Magnet versucht, auch ein wenig Abwecshlung mit rein zu bringen. Ist aber nur mäßig gelungen.

    Anscheinend haben Hermano (mit dem Kyuss-Sänger) mit "Into the Exam Room" dieses Jahr wohl das bessere Monster Magnet Album abgeliefert. Man höre nur einmal "Kentucky". Das Album gibt wesentlich mehr her als "4 Way Diablo".

    3/5

  • Vor 16 Jahren

    @Screwball (« Anscheinend haben Hermano (mit dem Kyuss-Sänger) mit "Into the Exam Room" dieses Jahr wohl das bessere Monster Magnet Album abgeliefert. Man höre nur einmal "Kentucky". Das Album gibt wesentlich mehr her als "4 Way Diablo". »):

    Hmm screwball, da kann ich dir leider nicht zustimmen. Habe into ...The Exam Room auch ausgiebig gehört. Keine Frage das Album ist echt klasse, hat aber auch ein paar nicht so prickelnde Songs am Start. Das von dir erwähnte Kentucky, Exam Room, Adaption Boy, At the Bar und Letters from Madrid (sofern man das als eigenständigen Track bezeichnen kann) sind ok, aber bleiben deutlich hinter Tracks wie Left Side Bleeding, Out Of The Keyhole... oder our Desert Home zurück.

    Wenn man beim Teufel mal von You're alive absieht, ist das Album einfach runder, wirkt irgendwie vollständiger. Überhaupt ist das Album sehr vielseitig, ok darin kann manch einer eine Schwäche sehen, doch für mich macht das gerade die Stärke aus.

    Für mich ist es genausogut wie God says no, was ebenfalls herrlich vielseitig daherkommt.

  • Vor 16 Jahren

    menschen ohne lysergsäure-erfahrung sind eigentlich ungeeignet, um mm richtig verstehen und genießen zu können...
    gilt daher insbesondere bei rezensionen...

    ansonsten: eh alles subjektiv :D