laut.de-Kritik
Das Abschiedsalbum des verstorbenen Produzenten.
Review von Daniel StraubAm 17. Juni diesen Jahres verlor die deutsche Technoszene einen ihrer besten Produzenten. An jenem Tag starb Christian Morgenstern im Alter von 27 Jahren vollkommen überraschend an einem Herzstillstand. In seinem Studio hinterließ er die größtenteils fertig gestellten Aufnahmen zum jetzt erscheinenden Album "Carolea", auf dem er erstmals mit der Sängerin Gisa Schwietring zusammen arbeitete und den puren Techno früherer Tage zugunsten songorientierter Tracks hinter sich ließ.
Nach seinem von Fans und Kritikern gleichermaßen gefeierten Album "Hawaii Blue" und dem zeitlos schönen Tanzflächenfüller "All Night Dancing" verabschiedet sich Christian Morgenstern mit "Carolea" vom Zugriff auf den Club und öffnet seinen Sound für poppige Songstrukturen. So zeichnet sich die letzte, auf Morgensterns Label Forte Records veröffentlichte Platte durch ein ähnliches Verständnis von elektronischer Popmusik aus, wie sie auf Thomas Schumachers kürzlich erschienenem Album "Come Right On Time" zu beobachten ist.
Dank Sängerin Gisa Schwietring erhalten die Songs von Morgenstern auf "Carolea" eine stimmliche Dimension, die sich bereits beim von catchy Flächen getragenen Refrain des Openers "How Come" über jeglichen Zweifel erhaben zeigt. Gibt sich "How Come" noch etwas schüchtern, so darf beim ungewohnt rockenden "Persian Voodoo" gerne jede Zurückhaltung bei Seite gelegt werden. Organisch warm drückt der Track aus den Boxen. So etwas suchte man auf den kühlen Christian Morgenstern-Produktionen der Vergangenheit vergebens. Mit der wunderschönen Ballade "Holy" entfernt er sich am weitesten von seinen Wurzeln in der Clubkultur und deutet an, wo ihn sein Weg vielleicht noch hingeführt hätte.
Die letzten sechs Tracks des Albums mussten aufgrund von Morgensterns überraschendem Tod unvollendet bleiben, sie verharren im Stadium der Skizzenhaftigkeit. Gerade so als ob sich Christian Morgenstern langsam von seinen Hörern verabschieden möchte. Mit "Carolea" hinterlässt er einen letzten Gruß an seine Fans, dessen melancholischer Pop noch lange im Ohr bleibt.
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