laut.de-Kritik
Es ist die Stunde der Wahrheit für Vanessa, Sandy, Nadja, Jessica und Lucy.
Review von Joachim GaugerEs ist die Stunde der Wahrheit für Vanessa, Sandy, Nadja, Jessica und Lucy. Nachdem bei dem hastig produzierten und schnell auf den Markt geworfenen "Elle'ments" mit seinem chart-kompatiblen Teenie-Pop à la Spice Girls die Musik eigentlich kaum eine Rolle spielte, wollen die fünf feschen Mädels nun beweisen, dass sie auch aus eigener Kraft und mit eigenen Songs ganz oben stehen können. Die Promotionmaschine, die bei dem Debütalbum zeigte, zu welch großen Leistungen sie fähig ist, steht dieses Mal beinahe still.
"Jetzt wir" heißt die neue Platte nicht umsonst und so gilt das größte Interesse natürlich den selbst geschriebenen Stücken, von denen jedes der Girls eines vorgelegt hat. Da wäre nach unspektakulärem Beginn zunächst das bereits vorab ausgekoppelte "Something About Us", zu dem Vanessa einige Takte Musik, vor allem aber den Text beigesteuert haben soll. Mit seinen krachenden Hip-Hop Samples und der eher eintönigen R'n'B-Melodik trägt der Song durchaus ein modernes, allerdings auch schon leicht abgewetztes Gewand. Überaus einfältig dagegen kommen die Lyrics daher, die dem Hörer mit dem Charme einer eidesstattlichen Erklärung versichern, dass es den Engelchen nicht ums Geld geht, sondern alles, was sie tun "direkt vom Herzen" kommt.
Dagegen wirken die folgende Ballade ("Still In Love With You") und das soulig-funkige "Push Me To The Limit" doch recht erfrischend. Wie eigentlich auch Sandys "Say Goodbye", das mit Kastagnetten und Flamenco-Gitarre vor Hip-Hop-Beats stark an den spanisch geprägten Popsoul z.B. Christina Aguileras erinnert und thematisch eine gescheiterte Liebe behandelt. Auch Nadja huldigt in einer schmachtenden Ballade ihrem früheren Freund.
Ob es aber nun um verflossene oder aktuelle Liebhaber wie in Lucys ("Stay") und Jessicas ("Shield Against My Sorrow") Liedern geht, immer wirken die Texte der Mädels hölzern und klischeebehaftet und rühren den Hörer nicht wirklich an. Das von Lucy auch komponierte "Stay" zeichnet sich immerhin durch eine etwas gewagtere Melodieführung aus. Ansonsten aber sind die Stücke, bei denen die fünf Mädels nur singen mussten, eher die stärkeren.
Dabei ist allerorten die Handschrift des (Haupt-) Produzenten Thorsten Brötzmann hörbar, der aus dem Team um Howard Carpendales kommt und schon mit Acts wie Bro'Sis, der 3. Generation oder Jeannette Biedermann gearbeitet hat. Er war es wohl, der den No Angels riet, sich weg vom Pop in Richtung des aktuellen Soul bzw. R'n'B zu bewegen und der zugleich "Now... Us!" auf das Niveau amerikanischer Produktionen hob.
Während die Version von "Atlantis 2002" gegen Ende des Albums keines Kommentars bedarf, kann man die Neufassung von "Like Ice In The Sunshine" schon fast eine Unverschämtheit nennen. Vom ansonsten durchschnittlichen Niveau der Platte ist dieser Track so weit entfernt wie Mousse Ts rockiges "Let's Go To Bed". Das ist nämlich der einzige wirklich starke Song auf "Now... Us!".
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