laut.de-Kritik

Die Rückkehr des Inspektor Gadget (natürlich in Dub).

Review von

Wir sind im Jahre des Herrn 2004. Dr. Gadget alias The Mighty Upsetter, "who is madder than mad, dreader than dread, redder than red, dis ya one heavier than lead" a.k.a. Lee "Scratch" Perry ist zurück. Und das zum ca. 150ten (!) mal mit einem ausgewachsenen Longplayer, wie ihn einfach nur der Odysseus der Reggae-Musik hervorzaubern kann. Und wieder ist er auf "Panic In Babylon" mit Lyrics am Start, die mit der ihm eigenen Selbstbeschreibung "madder than mad" nur ansatzweise beschrieben sind und dazu mit einem solch süßen dubby Groove, dass die Sonne auch an allertrübsten Novembertagen aus den Boxen lacht.

Kein Wunder, der Mann hat den Scheiß schließlich vor einer halben Ewigkeit erfunden und seitdem nicht mehr locker gelassen. Tag um Tag, Monat um Monat und Jahr für Jahr wurde da geforscht in den Weiten des Reggae-Universums und in den Tiefen der menschlichen Psyche. UFOs kamen und sagten hallo, Babylon in Gestalt von Adolf Hitler schaute vorbei und wurde mittels Dubmusik eines Besseren belehrt, und mit Hilfe traditioneller wie auch modernerer psychedelischer Hilfsmittel (sprich: Hanf + Acid) beamte man sich in Sphären, die unsereins wohl nie betreten wird.

Und das hört man "Panic In Babylon" einfach an. Der Mann hat den Rythmus im Blut und den Kopf weit offen, und so bringt er uns seine wunderlichen Weisheiten mit einer ganz großartigen Souveränität, die ihn zu Recht zu einer der großen Legenden im Musikgeschäft macht. Oder wer sonst könnte mit einer solchen Grazie und Anmut schockierende Geständnisse wie beispielsweise, er sei "addicted to white rabbits" und "a psychiatrist, a soul-reactor" oder eher schlichte Angebote wie "have a perry salad ! for this is perry's ballad" vorbringen. Niemand. Da ist bei Mr. Perry so viel Ruhe und Humor drin. Macht Spaß und schmeckt nach schön strongem Gras.

Musikalisch hat er DJ Startreck und dessen Combo White Belly Rats als musikalische Einheit gewählt. Warum, das wird bereits beim ersten Hörgang klar. Astreine relaxte Grooves, Top-Sound-Qualität allenthalben, schöne spacy Dubbereien und gaanz gelassenes Vorgehen in allen Instrumental-Klassen. Besonders schön sind mal wieder die Bläsersätzer, für die allein eine kleine Mondfahrt schon lohnen würde. Zu allem Überfluss erfährt der Space-Clan hier auch noch Unterstützung von Rico Rodriguez und seiner universelle Gottes-Posaune. Dass das Ganze den manchmal doch recht schmalen Grat zwischen voll synthetischen Soundcollagen und total rootsigen Feelings ganz virtuos umtänzelt und nie verlässt, sondern immer ganz punktgenau trifft, sei hier nur noch vollständigkeitshalber erwähnt.

Jugend der Welt, strömet aus, erwerbt diesen Tonträger und lasst euch entführen in die wunderbare Welt des Dr. Gadget Perry, die Welt, in der die Gedanken keinerlei Schwerkraft unterliegen und freundlicher Wahnsinn keine Sünde mehr ist. Peace to the world. Babylon must die!

Trackliste

  1. 1. Rastafari
  2. 2. Purity Rock
  3. 3. Pussy Man
  4. 4. Fight ToThe Finish
  5. 5. Voodoo
  6. 6. Panic In Babylon
  7. 7. Perry's Ballad
  8. 8. I Am A Psychiatrist
  9. 9. Inspector Gadget 2004
  10. 10. Are You Coming Home ?
  11. 11. Baby Krishna
  12. 12. Greetings
  13. 13. Devil Dead

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