laut.de-Kritik
Die frühere No Angel-Sängerin zeigt Persönlichkeit und Stil.
Review von Kai KoppNein, so schlecht wie die taz tut, ist Vanessa Petruos Debüt wirklich nicht. "Das Potenzial ist da, die Songs sind allerdings so originell wie ein Eisberg vor Grönland" lästert die Berliner Tageszeitung. In taz-lastigen Kreisen löst wahrscheinlich schon der Name des Ex-No Angels einen gediegenen Brechreiz aus. Nähert man sich dem Album vorbehaltlos, lassen sich durchaus groovige Momente ausmachen.
Coole Beats mit einer fetten Portion Funk sind wahrlich keine schlechte Ausgangslage. Der Opener "Superbad" powert mit wuchtigen Bläsern, treibendem Rhythmus und Rockröhrenstimme, wie sie auch Anastacia und Christina Aguilera ins Mikro wuchten, gut los. Schub hat die Nummer ohne Ende. Allerdings offenbaren sich im Vergleich zu den genannten Künstlerinnen Petruos Schwächen: Ihrer facettenreichen und durchaus kraftvollen Stimme fehlt das Volumen und ihren Refrains der Flash.
Ohne ein Heer an hervorragenden Songschreibern komponiert es sich zwar ungeniert. Die Gabe, massenkompatible Hits zu verfassen, ist jedoch nicht jeder Seele in die Wiege gelegt und will wohl geübt werden. Anders als zu Superstar-Zeiten ist Vanessa Petruo für das Repertoire dieses Mal selbst verantwortlich. "Einen einzigen Song wollte ich covern, weil es der erste Song war, den ich mit 14 vor Publikum gesungen habe: 'Miss Celies Blues'." Er und all die anderen funk-rock-pop-bluesen mit guten Ideen, aber letzten Endes ohne bleibende Eindrücke zu hinterlassen, durch die Spielzeit. Damit erfüllen sie immerhin Vanys Vorstellungen vorbehaltlos. "Ich wollte einen funkigen Sound, mit rockigen Riffs und bluesigem Gesang".
Abgerundet mit Balladen ("Break My Wings", "Made Of Stone"), superrelaxed groovenden Motown-Vibes ("I Don't Waste Your Time") und Latin Flair ("Hot Blooded Woman") ist "Mama Lilla Would" insgesamt ein ordentliches Debüt des gefallenen Nicht-Engels. Persönlichkeit und Stil sind erkennbar, auch wenn "Mama Lilla Would" keine popmusikalischen Spuren hinterlässt und eher zur kurzlebigen Unterhaltung taugt. Funk-Möger und Playback-Liebhaber kommen allerdings voll auf ihre Kosten.
Falls der taz'sche Vergleich greift, müssen wir uns also womöglich auf eine großartige Karriere Vanessa Petruos einstellen. War es nicht so, dass bei Eisbergen der gewaltigste Teil unsichtbar unter der Wasseroberfläche schlummert?
2 Kommentare
Das Album hab ich damals mir gekauft weil ich Hot Blooded woman eigentlich ziemlich gut fand aber der Rest ist einfach nur langweiliger Möchtegern Blues... total oll und immer gleich
Gute Ansätze - schlecht umgesetzt !
Bei dem Namen "Petruo" muss ich augenblicklich an "Heinz Petruo" denken, den Großvater von Vanessa und legendären Radioredakteur von 'Rias Berlin' (Rundfunk im amerikanischen Sektor), der fast ein halbes Jahrhundert täglich um 12 mit dem Satz 'Hier ist Rias Berlin - eine freie Stimme der freien Welt' in Berlin und Umgebung zu hören war. Es war das amerikanische Jahrhundert.