laut.de-Kritik
Versuchter Mord aus niederen Motiven in Tateinheit mit Beleidigung.
Review von Martin MengeleScooter sind das eingetragene Warenzeichen für anspruchslosen Vocal-Techno-Schwachsinn. Sie gelten seit Anfang der 90er als Sachverständige für musikgewordene Hirnverbranntheit. Dass Scooter mit ihrem neuen Album mehrere Straftatbestände erfüllen, ist für den aufmerksamen Verfolger des scooterschen Outputs keine Neuigkeit.
Ein kleiner räuberischer Diebstahl bei Dead Can Dance mit dem Track "Habibi Halua" eröffnet ihren neuen Longplayer. Die darauf folgende Singleauskopplung "Posse (I Need You On The Floor)" erfüllte schon im Vormonat den Tatbestand einer vorsätzlichen gefährlichen Körperverletzung. Der auf Schlumpftonlage beschleunigte Refrain kann als Nötigung gewertet werden, weil sich wohl einige Prolofans nach heftigem Airplay quasi gezwungen sehen, diese Scheibe zu kaufen. Bei metaphorisch nicht ganz eindeutigen Textzeilen wie "heiligeili ihr Schweine..." bleibt einem das Herz angwidert stehen. Sollte man den Rest des Tracks überleben, ist aber zumindest an versuchten Mord aus niederen Beweggründen in Tateinheit mit Beleidigung zu denken.
Der Titelsong "We Bring The Noise" beansprucht, den Krach aus dem "Underground" importiert zu haben. Für den Independent-Status dieses Werks spricht aber gerade nicht, dass jeder pickelige Nerd am heimischen PC derartige 170000 BPM-Dancefloorhymnen basteln kann. Und ein verkannter Rilke muss für die Dichtung der Lyrics auch nicht bemüht werden. Scootersche Texte überhaupt im Booklet auftauchen zu lassen, ist reine Verschwendung von Druckerschwärze und Papier.
Dass H(answurst) P(rofiprolet) Baxxter sich auf weiten Strecken des Albums mit seiner stumpfsinnigen Einheizerei zurück hält, ist als Lichtblick des Albums zu werten. Mit "Burn The House" gelingt es den Schwachmaten sogar, eine einigermaßen annehmliche Breakdance-Nummer zu schaffen, die aber leider nicht ohne "the MC is gonna kick your stupid ass"-Attitude auskommt. Scooter liefern wieder einen angemessenen Soundtrack für eine wort- und gedankenlose Generation Geistesgestörter, werden aber wohl auch diesmal ohne Verfolgung durch den Staatsanwalt davon kommen.
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