laut.de-Kritik
Rockt wie ein lauwarmer Katzenfurz.
Review von Martin MengeleDie Scorpions sind mal wieder da. Unlängst hat ihre Komposition der Hymne zur Weltausstellung 2000 in Hannover wesentlich dazu beigetragen, dass diese Veranstaltung zu einer Weltpleite geriet. Die fünf Hannoveraner gehen jetzt aber noch weiter.
Dieses mal gibt's die Scorpions quasi unplugged. Das klingt irgendwie so, als hätte ein Tierquäler den Tierchen die Giftstachel herausgerissen. Und so ist es auch bei der neuen Platte: da sticht gar nichts mehr und man fragt sich, ob das kleine Spinnentier mit seinen Kneifzangen noch zwicken kann. Nicht nur dass sich die Scorpions erdreisten, den tausendsten Aufguss ihrer alten Gassenhauer abzuliefern, nein sie nötigen argwöhnische Portugiesen während eines Liveevents in Lissabon, diesem Trauerspiel vor laufenden Tonbändern Beifall zu zollen. Die Menge klatscht bei "Hurricane 2001" (nach Hurricane 2000 die brandneueste Version!) auch artig im Takt, so als wären alle zu diesem Zwecke gekauft. Das rockt aber nicht etwa wie ein Hurricane, sondern eher wie ein lauwarmer Katzenfurz. Ein Abbild dieses Spektakels wird diesen Sommer in ausgewählten Locations in Deutschland zu hören sein.
Mit dem Cars-Cover von "Drive" setzen sie dem Sahnehäubchen noch die Kirsche auf. Und wenn dann Klaus Meines unsägliches Gepfeife am Anfang von "Wind Of Change" durch den Gehörgang jault, möchte man ihm die Lippen mit Loctite Sekundenkleber versiegeln. Sein ewiges "Still Loving You" als alternder Jammertroubadour nimmt ihm sowieso keiner mehr ab. Er sollte sich fortan besser auf Weihnachts- und Kirchenlieder beschränken.
Einziger Trost ist das Coverartwork, das uns an die (noch) guten alten "Blackout"-Zeiten erinnert, als noch Gottfried Helnwein der Hausmaler bei den Scorpions war. Zur musikalischen Leistung kann man nur sagen: Jungs, da ist nicht nur der Stecker, da ist vollkommen die Luft raus!
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