laut.de-Kritik
Neuer Club-Sound, toughe Erotik und alte Reime.
Review von Eberhard DoblerStylishe, interaktive Seite zum neuen Album, grafisch orientiertes Cover, ein Leitthema (die Farbe Rot), neuer Sound und eine, die bleibt, wie sie ist: Für Sabrina Setlur, mit über zwei Millionen verkaufter Platten noch immer die erfolgreichste deutsche Rapperin, ist kein Aufwand zu groß.
Die Party-Single "Lauta" steht seit Anfang des Monats im Laden und gibt einen Vorgeschmack auf das, was sich Moses Pelham vier Jahre nach dem letzten Studioalbum hat einfallen lassen: elektronisch orientierte Black Music-Arrangements, die denen von Nelly Furtado oder Gwen Stefani kaum nachstehen. Die Charts und die Clubs sollen es gleichermaßen sein - trotz teils expliziten Lyrics.
Denn Sabrina steuert die in Inhalt und Technik gewohnten Reime bei: hart, verletzt und angekotzt. Das Leben reißt eben Wunden. Doch die Setlur sagt am Ende trotzdem "Ja" und schultert das irgendwie. Selbst wenn man nur "43 Kilo" auf den Rippen hat ("Überleben"). Typisch sind Nummern wie der toughe Liebestrack "Fühlt Sich Gut An" oder das genaue Gegenteil davon: "Lass Mich Los". Friede, Freude, Eierkuchen war noch nie ihre Sache.
Vom Sounddesign her bleibt das typische Hip Hop-Publikum außen vor. Beim hervorragenden "I Think I Like It" marschieren fast Tiefschwarz um die Ecke, zumindest werden die prägnanten Synthies von "Sunglasses At Night" verarbeitet. Die 80er Jahre hinterlassen ihre Spuren auch bei "Dieses Mal" und "Im Roten Raum". Natürlich wird die im Hause 3p stets reichlich verabreichte melodiöse R'n'B-Stimmkost (weiblich und männlich) addiert, die bei Tracks wie "Rot" für einen starken Kontrast zu Setlurs Sprechgesang sorgt.
Pelham und Langzeitpartner in crime, Martin Haas, haben jedenfalls ganze Arbeit geleistet, zumindest bei Tracks wie dem melancholischen "Bald Vielleicht O.K." oder dem funky Clubber "Discolampen". Ganz im Sinne der Neptunes, die vor Jahren den Black Music-Markt aufrollten und sich mit ungewöhnlichen Beatkonstrukten in den Top Tens der Welt festkrallten, sucht das Duo nach neuen Hörgewohnheiten - zumindest im Setlur-Kontext.
Doch wer Sabrinas Badewasser schon Mitte der 90er nicht saufen wollte, der dürfte sich wahrscheinlich auch am neuen Motto "Rot" kaum laben. Einen Versuch kann man aber wagen, denn die toughe Erotik und direkte Art der Frankfurter Veteranin hat was, für Männlein wie Weiblein.
9 Kommentare
Tolles Album, wenn Sabs nicht wär!!!
als Sabrina Setlur Fan der ersten Stunde finde ich das Album sehr gelungen. Der Sound passt sehr gut zu den Raps, insgesamt besser als das letzte Album
Die Frau, die ladylike, erwachsen mit Boris Becker auf dem Roten Teppich stand und bei RTLs "Die 80er Show" freundlich über "damals" plauderte, macht jetzt wieder auf junge Göre, die von der Welt angekotzt ist? Ich hörs mir an!
ich finds ziemlich peinlich, dass du dich wegen diesem einen nichtssagenden post - denn mehr wirds wohl kaum werden - hier extra anmeldest...
ich habe mich hier auch nur wegen dem album angemeldet
Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod...