laut.de-Kritik
Musik für die Kinder der Neunziger Jahre.
Review von Mathias MöllerDie ersten Sekunden gehören Chamberlin. Nach einem kurzen Schlagzeug-Intro mit der markanten, typischen hart gespannten Snaredrum baut Corgan seinen Wall of Sound, schichtet Gitarrenakkord auf Gitarrenakkord wie ein Maurer Backsteine. Keine Frage, der Opener "Doomsday Clock" ist ein "Fuck you" an alle, die es gewagt haben, am Mastermind zu zweifeln. Druckvoll und eindringlich zelebrieren die Pumpkins ihre Rückkehr.
Was fällt sonst auf? Die Stimme von Corgan scheint nicht gealtert, er klingt immer noch so, wie vor dem Split. Sein unverkennbares Jaulen in der Stimme paart er allerdings mittlerweile mit etwas, das echtem Gesang manchmal recht nahe kommt. "7 Shades Of Black" erinnert in seiner Dringlichkeit an "The End Is The Beginning Is The End", dem formidablen Track, den die Pumpkins 1997 zum "Batman & Robin"-Kinofilm beitrugen.
Wenn es eine Band gibt, die mich durch meine (späte) Jugend begleitet hat, dann sind es die Smashing Pumpkins. Ob im Herbst 1993, als mir die "Siamese Dream" kurze Ausbrüche aus der Enge meiner amerikanischen Gastfamilie bot, oder im Winter 1995/96, als ich unglücklich verliebt monatelang nur "Mellon Collie & The Infinite Sadness" hörte. Weil ich glauben wollte, die Welt sei ein Vampir, gekommen, um mich auszusaugen. Als ich "Love is suicide" mantramäßig in mich herein hämmerte, als Billy mir den Soundtrack für meinen Befindlichkeitsterror lieferte.
Die Zeiten sind vorbei, abgeklärt verabschiedete ich mich am 18. September 2000 in Hamburg von meinen Jugendheroen. D'Arcy Wretzky, die stets entrückt wirkende blonde Bassistin war schon nicht mehr dabei, ihre Abwesenheit bewies das, was eigentlich seit längerem deutlich war: Die Smashing Pumpkins sind Billy Corgan und eine Handvoll Hilfsmusiker.
Das gilt auch noch sieben Jahre später. Billy Corgan macht das wahr, was er 2005 ankündigte: Er hat die Band zurückgeholt. Der ihm scheinbar treu ergebene Weltklassedrummer Jimmy Chamberlin war während der Aufnahmen der einzige musikalische Wegbegleiter des schrägen Glatzkopfes. Das hört man auf "Zeitgeist" natürlich nicht. Die zwölf Tracks sind perfekt produziert und abgemischt. Überproduziert vielleicht, aber wer erwartet von den Pumpkins schon einen erdigen, rohen Livesound?
Ganz, als würden sich Corgan und Chamberlin trotzdem an einem Liveset orientieren, nimmt sich "Bleeding The Orchid" deutlich zurück. Doch auch hier baut das Duo auf einen dicken und schier undurchdringlichen Sound. Ein paar Schichten weniger hätten es hier vielleicht auch getan. "That's The Way (My Love Is)", das im Drumming zurückverweist auf "Siamese Dream" oder gar "Gish", deutet im Verlauf des Stücks an, dass "Zeitgeist" tatsächlich eine Fortsetzung des Pumpkins-Sounds aus "Machina"-Tagen ist.
Der Einsatz von Synthesizern wurde schon auf dem letzten Album praktiziert. Es folgt die Single "Tarantula", wohl das aggressivste Stück der Platte. Das genaue Gegenteil ist "Starz", der verträumt klingende Refrain strahlt eine eigentümliche Ruhe aus. Das kurze Drumbreak und das Aufheulen der Leadgitarre wollen da nicht so recht hereinpassen. Will Corgan etwa eine künstliche Live-Atmosphäre erzeugen? Dazu passt auch die Eloquenz des fast zehn Minuten langen "United States", das sich ganz langsam aufbaut. Typisch Pumpkins.
Der Track erweist sich auch als Spielwiese für Drummer Chamberlin, der mittlerweile deutlich mehr Beckenarbeit leistet als früher. Kommt da seine Jazz-Schule durch? Und deutet Corgan hier an eine politische Meinungsäußerung an? "I wanna fight a revolution tonight," gegen die "United States"? Nach diesem Brocken verspricht das ruhige "Neverlost" ein paar Minuten Verschnaufpause, leider sind hier die Drums etwas zu laut abgemischt.
Kurz vor Ende drohen die beiden den Hörer mit dem etwas beliebigen "Bring The Light" zu verlieren, doch mit den starken "(Come On) Let's Go!" und "For God And Country" halten die Musiker die Fans bei der Stange. "Pomp And Circumstances" bildet mit seiner Brian May-Gitarre ein harmonisches Ende. Hier demonstriert Corgan tatsächlich so etwas wie eine gesangliche Leistung.
"Zeitgeist" klingt wie ein Album, das nicht aus diesem Jahrzehnt ist. Die Pumpkins machen auch 2007 noch Musik für die Kinder der Neunziger Jahre. Qualitativ über jeden Zweifel erhaben schließen sie an ihr letztes Album "Machina: The Machines Of God" an. Wer erwartet hat, dass Corgan und Mitstreiter versuchen, alte Strickmuster wieder aufzunehmen, wird enttäuscht. Wer dem Pumpkins-Sound grundsätzlich offen gegenüber steht, wird an "Zeitgeist" gefallen finden.
117 Kommentare
"zeitgeist" scheint im englischen ein gern gesagtes wort zu sein... (nicky wire - i killed the zeitgeist)
jetzt also auch corgan.
ich bin ja mal gespannt, wie die pumpkins anno 2007 klingen. grunge ist ja nicht unbedingt mehr up-to-date. und corgans soloscheibe war wirklich nicht so besonders.
zwan mochte ich jedoch ganz gerne
"zeitgeist" track listing:
01. doomsday clock
02. 7 shades of black
03. orchid
04. that's the way
05. tarantula
06. starz
07. united states
08. never lost
09. bring the light
10. come On (let's Go)
11. for god and country
12. pomp and circumstance
aus billboard.com:
The Smashing Pumpkins have settled on the track list for "Zeitgeist," the first album since 2000. As previously reported, the album is due July 7 via Martha's Music/Reprise. A first single has yet to be specified, nor has the makeup of the band beyond original frontman Billy Corgan and drummer Jimmy Chamberlin.
"Is everyone afraid? Has everyone changed?," Corgan sings on opener "Doomsday Clock," a big, loud rocker in the vein of "Geek U.S.A." from "Siamese Dream." The set is frontloaded with songs of this ilk, hearkening back to the grunge era with detuned guitars and pounding drums on tracks such as "Tarantula," "Orchid" and "7 Shades of Black."
A more nuanced, less abrasive approach is evident on "Never Lost," which has vibraphone and organ tucked into the mix, while "For God and Country" is a bass-driven tune with shades of Depeche Mode-style synth-rock. The album closes with the mostly synth-powered "Pomp and Circumstance," as Corgan's multi-tracked vocals take on an angelic effect.
ach so
erscheinungsdatum: 06.07.07
Zitat (« smashing pumpkins »):
Zitat (« grunge »):
@Pandora666 (« Ich finde nur doof, dass Billy seine Bassistin Ginger Reyes auf die Straße gesetzt hat. Die war echt heiß. »):
Dann änder deine Startseite von Youtube halt auf Beasttube zum Onanieren
is das jetzt irgendwie ein unbestätigtes gerücht, dass billy ginger auf die straße gesetzt hat?...vorallem glaub ich kaum dass er sie auf die straße gesetzt hat^^ höchstens aus der band geworfen:-P
@Badebär (« is das jetzt irgendwie ein unbestätigtes gerücht, dass billy ginger auf die straße gesetzt hat?...vorallem glaub ich kaum dass er sie auf die straße gesetzt hat^^ höchstens aus der band geworfen:-P »):
Gerücht falsch.