laut.de-Kritik
Die Elektrorocker liefern eine der Clubplatten des Jahres ab.
Review von Daniel StraubEtwas mehr als ein Jahr ist es her, dass die belgischen Elektro-Rock-Könige mit "Any Minute Now" endlich wieder ein Lebenszeichen von sich gaben. Der Longplayer stieß allseits auf offene Ohren und wurde mit viel Begeisterung aufgenommen. Mit "Nite Versions" holen Soulwax nun die erfolgreichen Tracks von "Any Minute Now" konsequent in den Club.
Ein Vorhaben, das in vollem Umfang gelingt. Und zwar nicht nur, weil "Nite Versions" (zumindest die CD-Version) ohne Pausen zwischen den Tracks auskommt und sich so von einem geschmeidigen Flow führen lässt. Auch die einzelnen Remixe der Tracks weisen Soulwax als groovende Schwergewichte aus.
Einen guten Vorgeschmack auf das aktuelle Album hat schon die Maxi "E-Talking" geboten – im Tiga-Remix über viele Monate ein Klassiker in den Sets zahlreicher DJs. Auf "Nite Versions" gibt sich "E-Talking" jedoch geradezu anschmiegsam und gehört damit zu den ruhigsten Nummern des Albums. Was sich Soulwax unter Club-Kultur vorstellen, drückt einem die schwer rockende Hookline des Openers "Teachers" unmissverständlich auf's Ohr.
Wer die Brüder Steven und David Dewaele auch als Discjockeys schätzt, den dürfte die Vorliebe für bassige Rockriffs kaum verwundern. Immer wieder würzen 2 Many DJ's, so das Pseudonym des Plattendreher-Duos, ihre Sets mit Tracks von Velvet Underground, The Cramps oder The Breeders. Und so ist bei "Nite Versions" die voluminöse Groove-Walze als Trademark-Sound nicht zu überhören.
Auf diesem wuchtigen Fundament tollen sich mal spielerische Sounds ("Compute") oder legen sich dick aufgetragene Saxophon-Soli quer. Fast ganz am Ende verhelfen Soulwax dem Lipps Inc.-Klassiker "Funkytown" zu neuem Ruhm. Den passenden Schlusspunkt unter "Nite Versions" setzt "Another Excuse" mit seinen sanften Acid-Anleihen. Nach rund 60 Minuten heftigsten Abzappelns kommt hier zwar noch lange keine chillige Stimmung auf. Aber die Zuhörer werden unmissverständlich auf das nahende Ende vorbereitet. Sicher eine der Club-Platten des Jahres.
Noch keine Kommentare