laut.de-Kritik
Geiz ist scheiße. Wider dem tumben Konsumwahn.
Review von Michael SchuhAlle haben Angst vor der Krise, der Kapitalismus steht auf dem Prüfstand, überall wird gespart und was machen The Soundtrack Of Our Lives? Veröffentlichen einfach ein Doppelalbum. Geiz ist schließlich was für Elektronikketten-Kunden. Und ob dort ihr neues Werk ausliegen wird, muss auch erst noch nachgeprüft werden.
Letztlich ist es die Message, die zählt, der Inhalt. Und der war bei den schwedischen Psychedelic-Rockern noch nie eine Mogelpackung, wie es nur der unbedarfte Betrachter anhand der beiden TV-kompatiblen Wellness-Drink-Schauspieler auf dem Cover missverstehen könnte.
Der äußerst gelungene, visuelle Querschläger gegen tumbes Konsumententum findet seine Fortsetzung auf den 24 gewohnt hochwertigen, neuen Songs, die anstatt oberflächlichem Hochglanz wieder eine unglaublich starke Erdung ausstrahlen. Rockmusik analog zum Erscheinungsbild von Sänger Ebbott.
Ein wie mit Lava überzogener Gladiatoren-Beat empfängt den Hörer auf dem ersten Tonträger und rückt sogleich die Stärke der Band für nachhaltige Refrains in den Vordergrund. "Universal Stalker" ist hernach mindestens der schönste Psychedelic-Popsong seit Monster Magnets "See You In Hell" und wäre "The Ego Solution" ein Song der Foo Fighters, stünde er (völlig zu Recht) hoch in den Charts.
Seit jeher ist es die stilistische Wandlungsfähigkeit, mit der die Band geradezu überschwänglich hausieren geht. Davon konnte man sich zuletzt auf der Doppel-B-Seiten-Compilation "A Present From The Past" überzeugen, wenngleich der Fan doch sehnlichst dem Album-Nachfolger von "Origin Vol. I" (2004) entgegen fieberte.
"We're so loud and on our way", singt Ebbott in "Utopia", auch wenn ein legitimer Nachfolger für die damalige Killersingle "Bigtime" fehlt. Dennoch weist "Communion" eine für ein Doppelalbum vernachlässigenswerte Zahl an schwachen Momenten auf. Lediglich "Reconnecting The Dots" oder "Saturation Wanderers" mögen etwas ziellos erscheinen. Dass sie beide auf der zweiten CD zu finden sind, ist reiner Zufall.
Die Höhepunkte sind gerecht verteilt: Auf der ersten Scheibe glänzen "Distorted Child" mit seinem fürstlichen 60s Beat-Riff und die sich mit Cemablo-Crescendo zu einem hymnischen Ende aufschwingende Ballade "Second Life Replay". "Mensa's Marauders" dürfte mit seinen verzerrten Gitarren, dem hyperaktivem Gesang und schönem 70er Rock-Leadriff einer der Songs gewesen, zu dem Jack Black beim TSOOL-Auftritt in Los Angeles kürzlich seinen Nacken massierte.
Auf der etwas ruhiger geraten zweiten Hälfte findet sich mit "Flipside" die von der Band gewählte Single, die gegen das ebenfalls akustische Popstück "Lost Prophets In Vein" aber Federn lässt. Auf dem wunderschönen "Songs Of The Ocean" klingen sie schließlich nicht nur anhand von Textzeilen wie "Here we are / floating again" wie eine kalifornisch-stämmige Surferband.
Auf Vinyl erscheint das Doppelalbum selbstverständlich auch. In giftgrüner Farbe, passend zum Fitness-Drink auf dem Cover. Wenn da mal kein ausgeklügeltes Marketing-Konzept dahinter steckt ...
10 Kommentare
loooool was sint den dass für scheis alte mensche auf die cover mache die schlaga mukke oda was?????????
lol das is das beschissenste cover das ich jemals gesehen habe ;D
das ist ja wohl mal ein super-artwork, finde das extrem gelungen.
@Pharoahe Monch (« loooool was sint den dass für scheis alte mensche auf die cover mache die schlaga mukke oda was????????? »):
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Tolles Album btw.
"the ego delusion", nicht "the ego solution", liebe Spiegel.de Redaktion!
ja sehr genial, ältere menschen, voll krass... Oh mann! Ist das GENIAL! ich kriege mich kaum ein. GENIAL