laut.de-Kritik
Wie die Zeit vergeht, wenn man sich amüsiert ...
Review von Martina SchmidDie sind aber groß geworden. Ist das tatsächlich schon zehn Jahre her, seit Supergrass mit der ersten Brit Pop-Welle abgefeiert wurden? Da durfte ich ja noch nicht mal legal Kippen kaufen! Wie die Zeit vergeht, wenn man sich amüsiert ...
Auf vier Alben darf das britische Trio seither zurückblicken, und aus denen haben sie ihre 19 Prachtstücke gepickt, und noch zwei neue Songs oben drauf gelegt, wohl gedacht als Geburtstagsgeschenk und Vorgeschmack auf das kommende fünfte Supergrass-Album.
Das Schöne ist ja, dass man zu so einem Jubiläum ja auch mal sentimental auf die guten alten Zeiten anstoßen darf. Auf das Debütalbum "I Should Coco" zum Beispiel, das an Vitalität, Originalität und noch jugendlicher Unverblümtheit von den Nachfolgern leider nicht mehr übertroffen wurde. Aus dem 95er Album eröffnet das rauh-rotzige "Caught by The Fuzz", und man kommt nicht umhin, sich unwillkürlich die Frage zu stellen, wo später auf dem Weg diese Energie auf der Strecke geblieben ist. Und "Strange Ones"!- aber mit den Jahren wich der Druck dem freundlichen, aber manchmal eckenlosen Supergrass-Sound. Dass sie schon damals einen Hang zum Power Pop hatten, beweist schon der Straßenfeger "Alright" von derselben LP, der auf einer Best of nicht fehlen darf.
Aus dem zweiten Album "In It For The Money" ist es erfeulich, dass unter den fünf Songs die es "geschafft" haben, nicht nur das knackige "Richard III", sondern auch das zarte Ballädchen "Late In The Day" zu finden ist.
Aus dem selbstbetitelten dritten Album sind die allesamt in meinen Ohren etwas flachen Liedchen "Moving", "Mary" und "Pumpin On Your Stereo" mit drauf. Die sind ja auch lustig, aber der exponentiell fallende Anspruch an die eigene Musik wird von Album zu Album eben deutlicher. "Seen The Light" und "Rush Hour Soul" von der letzten Platte ziehen die Kurve und den Spannungsbogen da schon wieder ein bisschen nach oben.
Was bringen die beiden neuen Songs? Naja. Das ist schon in Ordnung so, das ist eben aus Supergrass geworden, eine Pop Band mit ein bisschen Brit davor. Und wie um das Gegenteil zu beweisen, setzen sie zumindest mit "Bullett" jetzt wieder auf staubige Gitarrenriffs, nur dass man ihnen das nach dem Hören dieser Zusammenstellung eben nicht mehr so recht abnehmen will. Steht zum Pop, ihr seid kein Rock!
Was bleibt, ist eine Best of Platte, die auch ziemlich vollständig ist und kaum einen Hit vermissen lässt, aber nun mal auch kein Ass im Ärmel schüttelt, hat man schließlich alles schon gehört. Wer Geschmack an ihren Gutelaune-Shalala-Hymnen zum Mitsingen findet, ist hiermit schon gut bedient.
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