laut.de-Kritik
80-köpfiges Orchester, russischer Chor - wo soll das enden?
Review von Michael EdeleEs hat eine ganze Zeit gedauert, ehe sich Within Temptation mit ihrem neuen Album "The Silent Force" zurück gemeldet haben. Selbst der Re-Release von "Mother Earth" liegt jetzt schon beinahe zwei Jahre zurück.
Die Single "Stand My Ground" hat ja schon einen kleinen Vorgeschmack auf das Album gegeben, war aber keineswegs repräsentativ! Manch einer wird sich gefragt haben, ob das restliche Material von "The Silent Force" auch diesen starken Evanescence-Einschlag haben wird wie die Single (vor allem was Sharons Gesang angeht).
Aber das ist nicht der Fall. Zwar geht die Dame nach dem Intro auch bei "See Who I Am" zunächst eher im mittleren Stimmlagenbereich zur Sache, doch sie findet schnell zur gewohnten Tonlagen zurück. Spätestens mit dem sehr orchestralen "Jillian (I'd Give My Heart)" sollten alle Fans der Band überglücklich sein, denn hier fahren die Holländer alles auf, was sie können.
Wenn wir von der Single mal absehen, sind die Gitarren deutlich in den Hintergrund getreten. So kommt z.B. das sehr stimmungsvolle "Pale" komplett ohne Klampfen aus, es überwiegen eher die klassischen Elemente. Auch wenn mir einige Fans jetzt bestimmt gleich wieder den Schwanz rasieren wollen, aber über die Notwendigkeit eines 80-köpfigen Orchesters und eines russischen Chors kann man sich wirklich streiten. Das Ergebnis mag für sich sprechen, aber wo soll so was enden?
Es fällt sofort auf, dass Within Temptation deutlich vielschichtiger geworden sind und sich keineswegs hinter den 'Konkurrenten' von Nightwish verstecken müssen. Schlich sich beim Vorgänger im Laufe des Albums doch eine gewisse Monotonie ein, so glänzt "The Silent Force" von vorn bis hinten mit Abwechslungsreichtum.
Ihre bekannte Vorliebe für Kate Bush lebt Sharon bei einem Song wie "Aquarius" nach Herzenslust aus, und man merkt der Frau deutlich an, wie sehr sie in den unzähligen Auftritten der letzte Jahre an Sicherheit und Erfahrung gewonnen hat. So manch eine kieksige Stelle hätte man aber auch gut und gerne außen vor lassen können.
Ob man mit der zeitlichen Verzögerung zu Nightwishs "Once" sich einfach nicht gegenseitig die Käufer wegschnappen wollte, oder ob man dem direkten Vergleich lieber aus dem Weg ging, spielt keine große Rolle. Songs wie "Angels" oder "It's The Fear" werden sich mit Sicherheit bald die Playlists mit "Nemo" oder "Wish I Had An Angel" teilen.
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