laut.de-Kritik
Großes Klang-Kino!
Review von Kai ButterweckSchnelle Autos, viel Peng Peng und Stars wie Jamie Foxx und Kevin Spacey: Nach Meinung von Involvierten und Vorab-Guckern wird Edgar Wrights rasantes Action-Spektakel "Baby Driver" diesen Sommer richtig große Spuren in der Blockbuster-Branche hinterlassen.
Neben spannungsgeladenen Verfolgungsjagden soll aber auch in puncto Sound ordentlich Gas gegeben werden. Letzteres kann man definitiv bereits heute bestätigen, denn was sich Regisseur Edgar Wright für seine knapp zweistündige Leinwand-Rakete an Sounds zusammengebastelt hat, zaubert jedem Anhänger Vintage-lastiger Knarz-Klänge aus den Bereichen Soul, Blues, Jazz, Rock und Hip Hop ein Lächeln ins Gesicht.
"The killer tracks you find on this album are all favorites of mine", tönt der Brite. Und der gute Edgar beweist guten Geschmack. Kantiger Lo-Fi-Punk von der The Jon Spencer Blues Explosion ("Bellbottoms"), opulent aufbereiteter Big Band-Jazz aus der Schulaula der legendären Kashmere High School ("Kashmere"), Percussion-Exzesse aus dem Hause Bolan ("Debora") und mystischer Roots-Blues à la "Early In The Morning" (Alexis Korner's Blues Incorporated): Bereits während der ersten Halbzeit knarzt, fiept und zischt es an allen Ecken und Enden.
Aber auch der zweite Silberling des Doppelalbums wirbelt ordentlich Staub auf. Schlaghosen und Koteletten, filterlose Kippen und dicke Silberketten: Wenn in Holland die große Liebe auf dem Radar erscheint ("Radar Love"), die Commodores vermeintliche Faith No More-Experten verwirren ("Easy") und Tone Loc-Buddy Marvin Young alias Young MC mit dem Ghettoblaster durch "Die Straßen von San Francisco" hüpft ("Know How"), schlackern Format-Radio-Junkies ganz schön mit den Ohren.
Ja, früher hat man den Groove noch auf Händen getragen. Edgar Wright weiß das. Und Danger Mouse auch. Der schiebt am Ende auch noch ne groovende Kugel und paart die markanten Rhymes der Herren Big Boi, EI-P und Killer Mike mit kratzigen Beats aus dem Rap-Archiv ("Chase Me").
Sollte der Film - allen Vorschusslorbeeren zum Trotz – doch nicht wie erwartet zünden, bleibt auf jeden Fall der Soundtrack in bester Erinnerung. Großes Klang-Kino!
1 Kommentar mit einer Antwort
"Debora" (T.Rex) und "Debra" (Beck) sind zwei verschiedene Tracks, ingesamt umfasst der Soundtrack also 30 Songs.
Ein wahrlich bunter Mix: Queen, Beach Boys, Simon & Garfunkel und dann die alternativen Lieblinge wie Jonathan Richman, The Damned, Beck und Run the Jewels. Ich freue mich auf das "Car Chase Musical", denn Edgar Wright hat schon oft einen guten Musikgeschmack bewiesen.
Ein Höhepunkt ist auf jeden Fall Focus' "Hocus Pocus" - auch wie es in den Film eingebettet ist.