Rapper Bo Flower zeigt Jamba die kalte Schulter: anstatt "Tötet Sw***ty" zu verhökern, veröffentlicht er den Track lieber selbst.
Hamburg (mma) - Bo Flower ist kein Neuling in der Hip Hop-Szene. Schon seit 1996 tourte er mit der Band Aufnahmezustand durch deutsche Lande, seit zwei Jahren veröffentlicht er solo. Sein Debütalbum "Heile Welt" wartet schon eine Weile auf der eigenen Webseite, im Plattenladen war Flowers Musik bislang noch nicht zu finden. Das ändert sich am 25. Juli, dann erscheint seine erste Single zum Anfassen. Und im August soll sogar das Album noch in den Handel kommen. Wie der 23-Jährige an den Deal kam? Daran trägt der Erfinder des Handyklingeltons die Hauptschuld.
Wer kennt sie nicht? Kleine, kostengünstig animierte Tierchen mit Sprachausgabe, die mittlerweile im 15-Minuten-Takt auf MTVIVA polyphonen Blödsinn anpreisen. Die Zahl derer, die bereit sind, für den neuesten Charthit auf dem Handy mehrere Euro hinzulegen, wächst offenbar immer noch. Die Anbieter freuen sich ebenso wie die Musikindustrie, vier Milliarden Dollar Gewinn machte sie 2004 allein mit Klingeltönen. Ein Blick auf die aktuellen Single-Charts zeigt, wie weit der Einfluss der nervenden Werbejingles bereits geht: Akons "Lonely" wartet im Refrain bereits mit einer sweetymäßig hochgepitchten Stimme auf.
Eines Nachts hatte Bo von diesen Spots die Schnauze endgültig voll. Anstatt seinen Fernseher aus dem Fenster zu werfen, setzte er sich an seinen PC, programmierte Beats und schrieb den Text zu einem Anti-Klingelton-Song. Der Rapper stellte das Stück auf seine Webseite, weil er hoffte, über diesen Weg Gleichgesinnte zu erreichen. Und das tut er: Bis heute haben unglaubliche 170.000 Besucher das Video zu "Tötet Sw***ty" heruntergeladen. Zum ironischen Ringtonebeat rappt Bo Flower Jamba und Co. seine Kritik entgegen.
"Auf welchem Musiksender kann man denn noch Videos sehn?", klagt Flower an. Er fordert: "Fernseher aus, Handy raus". Und übt gleichzeitig beißende Kritik an der Jugend, die in seinen Augen nur frisst, was die Industrie ihr hinhält. Zu sehen ist auch ein Gracia-Double beim CD-Aufkaufen.
Die Downloadraten des Videos veranlassten kürzlich auch Sweety-Züchter Jamba selbst zum Handeln. Nach Flowers Aussage trat man an ihn heran und bot eine Stange Geld für die Rechte an dem Song. Nicht etwa, um das Ärgernis loszuwerden, nach dem Motto "kaufen und zum Schweigen bringen". Vielmehr wollte die Firma den Diss selbst als Klingelton herausbringen und einen Monat lang auf Fernsehrotation bewerben: if you can't beat them, join them ....
Bo lehnte ab, schließlich ist ihm der Klingeltondiss eine Herzensangelegenheit. Das "Nein" zu Jamba inspirierte ihn vielmehr zu einem neuen Track, der von der unsauberen Offerte handelt. MTVIVA spielen das Video übrigens aus offensichtlichen Gründen nicht.
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