laut.de-Biographie
Bananarama
Wenn die Spice Girls das kommerziell erfolgreichste Girl-Phänomen der 90er Jahre waren, so sind sie quasi die Kinder Bananaramas. Denn die drei Engländerinnen Keren Woodward, Sarah Dallin und Siobhan Fahey werfen in den 80er Jahren mit Top Ten-Hits nur so um sich, was 1988 mit der Eintragung ins Guinness-Buch der Rekorde einen einmaligen Höhepunkt erreicht: "Most successful british all girl band with 14 top 40 singles". So hieß das damals.
Acht Jahre vorher nehmen die drei eine Single bei einem Indie-Label auf, nachdem ihnen Freunde rieten, eine Band zu gründen. Um den Verkauf anzukurbeln, treten die Mädels in Nachtclubs auf und mimen Playback zum Song. Dank ihrer schrägen Outfits spricht sich der Szenetipp schnell herum, erste Berichte in NME und The Face erscheinen. Terry Hall, Ex-Sänger der Two Tone-Skaband The Specials, engagiert die Band für den Song "It Ain't What You Do" seines neuen Projekts "Fun Boy Three".
Die Songs des Nachfolgealbums orientieren sich weg von der Nonchalance des Debüts in die politische Richtung, was automatisch zu schwächeren Verkaufszahlen führt. Die Band schafft sich bis dahin durch extrovertiertes Auftreten ein Party-Image par excellence, was die Presse dazu veranlasst, Strippenzieher hinter dem Frauenprojekt zu vermuten.
1986 startet schließlich das Pop-Feuerwerk der 80er Jahre: Das angesagte Produzententrio Stock Aitken Waterman versetzt den Songs "Venus", "I Heard A Rumour" und "Love In The First Degree" den letzten Kick und Bananarama schwimmen eine Zeit lang auf den Wogen weltweiter Begeisterung. Bedeutete Kerens Schwangerschaft 1986 lediglich eine Beeinträchtigung der Promo-Aktivitäten, sieht es 1987 schon anders aus, als Siobhan Fahey von Dave Stewart schwanger wird und bekannt gibt, die Band zu verlassen. Sie wird ersetzt durch die enge Band-Vertraute Jacquie O'Sullivan. Die erste Single des neuen Trios ist "I Can't Help It", ebenfalls vom Album "Wow". 1989 gehen Bananarama erstmals auf Welttournee, gleichzeitig feiert Ex-Mitglied Siobhan mit ihrer neuen Band Shakespear's Sister die Rückkehr in die Charts.
1990 drängt die Plattenfirma im Vorfeld neuer Plattenaufnahmen wieder zum Erfolgs-Team Stock, Aitken, Waterman, was die Band - Achtung! - aufgrund mangelnder Weiterentwicklung der Produzenten verweigert. Stattdessen kontaktiert die Band den Indie-Producer Youth (Killing Joke). "Pop Life" verkauft sich mäßig. Anschließend wird Sarah schwanger und Jacquie verlässt die Band. "Please Yourself", wieder eine S/A/W-Produktion, erfüllt 1992 zwar den Vertrag mit London Records, die Erwartungen der Masse aber nicht. 1995 veröffentlichen Sarah und Keren "Ultra Violet" bei einem Indie-Label, die Promotion fällt entsprechend bescheiden aus, dafür kann man mit ausgewählten Produzenten arbeiten. In England wird die Platte nicht veröffentlicht, weswegen die englische Presse die Band seit 1992 als aufgelöst betrachtet.
1996 gibt es eine One-Off-Reunion mit Siobhan, deren Band gescheitert ist, mit dem ABBA-Cover "Waterloo", das für ein Eurovisions-Tribute aufgenommen wird. Ende 1999 geht das Duo im Zuge des 80s-Revivals mit den alten Weggefährten Culture Club, Belinda Carlisle und Heaven 17 auf gefeierte Clubtour. Mittlerweile verdichten sich auch die Gerüchte um ein neues Studioalbum. Die Band arbeitet gemeinsam mit Produzent Tony Moran und einigen Studiofreaks von Chers Comeback-Scheibe an einem ebensolchen. Doch trotz Neu-Interpretationen alter Hits ("Venus", "Robert De Niro's Waiting") sowie der George Michael-Coverversion "Careless Whisper" interessiert das Album "Exotica", das im März 2001 erscheint, letztendlich keine Sau.
Im Februar 2002 feiern die Girls in London zum 20. Bandjubiläum mal wieder eine Reunion mit Ex-Mitglied Siobhan, ansonsten bleibt es still um die Gruppe. Woodward zieht sich mit Ehemann Andrew Ridgely (Wham!) in die englische Grafschaft Cornwall im Südwesten zurück und übt sich im Mutterberuf.
Erst im Jahr 2006 kehrt das Duo zurück: Nach einigen Auftritten bei TV-Revivalshows erscheint Ende März das Album "Drama" mit der neuen Single "Move In My Direction". Stilistisch dem elektronischen Dance-Pop-Ansatz von Nachfolge-Girlbands wie All Saints und Sugababes nahe und zeitgemäß produziert, dürften Bananarama damit sicherlich wieder ein junges Publikum ansprechen. In England bescherte die Single den Mädels bereits ihren ersten Top 20-Hit seit 1989.
2009 veröffentlicht die Band das Album "Viva", auf dem einige Coverversionen zu hören sind und setzt auf ein paar iTunes UK Tracks, wie zum Beispiel den Weihnachtssong "Baby It's Christmas". 2017 tourte Bananarama wieder mit Siobhan Fahey in Irland, England sowie Kanada, doch diese Reunion währte nur kurz, denn nach ein paar Festival-Auftritten verlässt Fahey die Band wieder. Zehn Jahre nach dem letzten Longplayer erscheint das Album "In Stereo", auf dem wieder nur die beiden Gründungsmitglieder Keren Woodward und Sara Dallin vertreten sind.
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